Die Vertiefung der Banken- und Kapitalmarktunion bleibt ein zentrales, aber unerfülltes Ziel europäischer Wirtschaftspolitik. Trotz regulatorischer Fortschritte verhindern nationale Unterschiede in der Umsetzung sowie der Widerstand einflussreicher Interessengruppen eine echte Integration. Geopolitische Entwicklungen erhöhen die Dringlichkeit: Protektionismus und wirtschaftliche Blockbildung gefährden Europas finanzielle Souveränität. Ohne einen integrierten Kapitalmarkt bleibt die EU wirtschaftlich anfällig. Notwendig ist nicht eine neue Initiative aus Brüssel, sondern die Bereitschaft der Mitgliedstaaten, Souveränität abzugeben und nationale Interessenverbände zu konfrontieren. Die nächste Bundesregierung muss die Finanzmarktintegration aktiv vorantreiben, um wirtschaftliches Wachstum und europäische Resilienz zu sichern.
Policy Letter No. 108