Agustín Carstens, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), warnte kürzlich auf einer Veranstaltung des Research Centers SAFE in Frankfurt vor den Gefahren für die Finanzstabilität durch Kryptowährungen, sollten sich diese noch enger an das allgemeine Finanzsystem koppeln. Die Zentralbanken und die Finanzbehörden stünden in der Verantwortung, gleiche Bedingungen für digitale Währungen zu schaffen, mit gleichen Risiken und Regeln wie für autorisierte Zahlungsmittel, sagte Carstens. Die Forderung nach staatlicher Intervention teilen viele Ökonomen und politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt. Kryptowährungen, so die Argumentation, würden häufig zur Verschleierung krimineller Aktivitäten genutzt und hätten sich zu einer spekulativen Blase entwickelt.
Trotz der berechtigten Bedenken sollte man nicht voreilig nach einer Regulierung für Kryptowährungen rufen. Denn dieser Schuss könnte nach hinten losgehen – und zu einer Gefahr für das Finanzsystem werden, anstatt sie zu verhindern. Der Grund ist einfach: Regulierung schafft einen quasi-legalen Status. Hat die Regulierungswelle z.B. für Bitcoin erst einmal begonnen, wird sie andauern, bis der Bitcoin irgendwann genauso reguliert ist, wie die nationalen Währungen. In diesem Prozess würde der Bitcoin im Prinzip zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel werden. Die Bitcoin-Tokens könnten dann als Quasi-Währung genutzt werden, und die Bitcoin-Akteure würden laut applaudieren, denn sie hätten auf das richtige Pferd gesetzt.
Zur Erinnerung: Gegenwärtig hat ein Bitcoin keinen realen Wert. Sein Marktpreis ist nur ein Abbild der Erwartungen der Marktteilnehmer, dass der Bitcoin-Token eines Tages tatsächlich zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel wird. Dies ist gleichbedeutend mit einer Wette auf die Intervention von Regulierungs- und Finanzbehörden, die den Bitcoin-Pionieren das Preisgeld zusprechen würde – früher Seigniorage genannt.
Welche Lehre ziehen wir daraus? Wir sollten den Bitcoin sich selbst überlassen. Er wird für eine Weile weiterexistieren – weil die Hoffnung zuletzt stirbt. Wenn es keine Zukunft für den Bitcoin als quasi-anerkanntes gesetzliches Zahlungsmittel gibt, wird er aber schließlich verschwinden.
Mehr zu diesem Thema: spiegel.de/bitcoin-wir-sollten-die-kryptowaehrung-sich-selbst-ueberlassen