Points | Forschungsprofil Christine Laudenbach
Lernen Sie Forschende bei SAFE kennen. Das Porträt ist ursprünglich aus dem Magazin Points, die Gesamtausgabe auf Englisch finden Sie hier.
"Ich möchte etwas verändern"
In ihrer Forschung und darüber hinaus setzt sich Christine Laudenbach für die Verbesserung des Finanzwissens ein
Für Christine Laudenbach sind es die Zusammenarbeit und das Teamwork, die ihre Forschung bei SAFE bereichern – und den Anstoß geben, sie voranzutreiben. Als Beispiel nennt sie Veranstaltungen wie das Panel zum Gender Wealth Gap, bei dem Referentinnen aus Zentral- und Privatbanken die Diskussion zum Thema für verschiedene Fachgebiete öffneten. Tatsächlich führte auch Christine Laudenbachs bisheriger Weg sie in verschiedene Richtungen: „Ursprünglich wollte ich Mathematik studieren, aber der Berufsberater meiner Schule glaubte nicht, dass ich die Aufnahmeprüfung an der Universität bestehen würde, und empfahl mir einen eher berufsorientierten Studiengang. Das hat mich motiviert, ihm das Gegenteil zu beweisen, denn später habe ich ein Hochschulstudium im Bankwesen abgeschlossen!“
Bevor sie 2007 ihre Promotion an der Universität Mannheim begann, arbeitete Laudenbach einige Jahre bei einer großen deutschen Bank: „Die Arbeit dort hat mir Spaß gemacht, aber ich hatte das Gefühl, dass mir etwas fehlt, und ich wusste, dass ich diesen Job nicht ewig machen möchte. Also dachte ich, dass eine Promotion vielleicht das Richtige für mich sein könnte.“ In Mannheim fand sie durch ihren Betreuer den Weg zum Forschungsbereich Behavioral Finance – und fühlte sich direkt wohl. „Ich sehe mich immer noch nicht als typische Finanzfachfrau“, sagt sie: „In meiner Forschung interessiere ich mich sehr für den Entscheidungsprozess von Individuen, und die Finanzwirtschaft ist nur der Kontext.“
Laudenbachs großes Interesse am Gender Wealth Gap und an der Gleichstellung im Finanzwesen entwickelte sich während ihrer akademischen Laufbahn. Bei beiden Themen geht es darum, weshalb sich Frauen im Vergleich zu Männern immer noch weniger zutrauen, anspruchsvolle Finanzentscheidungen zu treffen. „Wenn man in einem sehr männerdominierten Bereich arbeitet, was bei mir in der Bank der Fall war, ist man oft die einzige Frau im Raum, und ich dachte, dass etwas getan werden muss, um dieses systematische Ungleichgewicht zu ändern.“
Finanzielle Bildung ist der Schlüssel zur Unabhängigkeit
Wenn Laudenbach mit Freund:innen oder Bekannten über ihren Beruf spricht, stößt sie noch immer auf Vorbehalte: „Ich verstehe nicht, warum viele Menschen denken, Finanzen seien ein langweiliges Thema. Finanzielle Freiheit kann einem in vielen anderen Lebensbereichen Freiheit geben, und oft ist ein grundlegendes Verständnis von Finanzfragen entscheidend, um dieses Ziel zu erreichen.“ Daher konzentriert sich Laudenbachs Forschung vor allem auf die Verbesserung des Finanzwissens von Frauen: „Ich möchte etwas verändern. Wenn ich auch nur einer Person helfen kann, informiertere oder bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen, dann habe ich etwas bewirkt.“
Bei ihren jüngsten Projekten hat sie die Strukturen von SAFE, wo sie im April 2022 eine Professur für Household Finance beantragt hat, sehr zu schätzen gelernt: „Ich arbeite gerne in Teams und verschiedenen Gruppen. Die Interaktion und die verschiedenen Perspektiven erweitern die Möglichkeiten und lassen uns neue Wege finden.“ Dass Christine Laudenbachs Forschung dazu geführt hat, dass sie 2022 in die „Top 40 unter 40“ des Capital Magazins aufgenommen wurde, ist also keine Überraschung: Immerhin wurden ihre Arbeiten in international renommierten Fachzeitschriften wie dem Journal of Finance, dem Journal of Financial Economics und Management Science veröffentlicht. 2022 erhielt sie außerdem eine fünfjährige Forschungsförderung des Leibniz-Professorinnenprogramms für ihr Projekt zum Gender Wealth Gap. „Es ist immer schön, wenn die eigene Arbeit anerkannt wird. Als ich an der Preisverleihung der Capital Top 40 unter 40 teilnahm, kannte ich vorher niemanden, was für mich ungewöhnlich war; aber ich bin noch immer sehr dankbar für die Gelegenheit, neue Leute mit unterschiedlichem Hintergrund kennenzulernen. Und das ist eine Erfahrung, die wir alle ab und zu haben sollten!“
Christine Laudenbach leitet die Forschungsabteilung Household Finance bei SAFE und ist Professorin für Finanzen an der Goethe-Universität Frankfurt.