17 Dec 2024

Wie geht nachhaltiges Wirtschaften in der Zukunft?

SAFE organisiert Forum zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und der Forschungsinitiative zum Erhalt der biologischen Vielfalt (FEdA)

Johannes Förster (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ & Value Balancing Alliance e.V.), Gerrit von Zedlitz (Universität Mannheim), Florian Heeb (SAFE), Tobias Wildner (kuyua & Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ) und Carola Menzel-Hausherr (Frankfurt School of Finance and Management) während des ersten Panels zu Natur in der Unternehmensberichterstattung und Entscheidungsfindung.

In der Veranstaltung „Natur und nachhaltige Finanzen“ wurden am 3. Dezember 2024 die zunehmenden Herausforderungen bei der Integration der Biodiversität in Unternehmensstrategien und Rahmenwerke der Finanzmärkte beleuchtet. In seiner Eröffnungsrede betonte Volker Moosbrugger (Sprecher der FEdA), dass Biodiversität nicht isoliert zu betrachten ist, sondern als Teil des umfassenderen Konzepts des Naturkapitals, das Luft, Wasser, Boden und Leben umfasst. Der Verlust dieses Kapitals stellt eine erhebliche Bedrohung für die globale wirtschaftliche Stabilität dar, da etwa die Hälfte des weltweiten BIP von der Biodiversität abhängt.

Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ forderte politische Entscheidungsträger und Akteure zum sofortigen Handeln auf, da weder die Wirtschaft noch die Natur warten können. Trotz teils unzureichender Daten sei der Verlust der Natur durch wirtschaftliche Aktivitäten offensichtlich, und ein entstehendes regulatorisches Umfeld sei dringend erforderlich, um diese Entwicklung umzukehren. Derzeit werden Biodiversitätsaspekte jedoch nicht genug in die Unternehmensberichterstattung und Entscheidungsprozesse integriert.

Die derzeitigen Rahmenbedingungen sind fragmentiert und inkonsistent, insbesondere zwischen Branchen mit unterschiedlichem Ausmaß an Biodiversitätsrisiken. Die Quantifizierung der Auswirkungen auf die Biodiversität gestaltet sich aufgrund der Komplexität von Ökosystemen und des Fehlens standardisierter Messgrößen schwierig. Viele Unternehmen erkennen den Zusammenhang zwischen Biodiversitätsverlust und ihren Geschäftsmodellen nicht und unterschätzen oft die systemischen und ortsspezifischen Risiken.

Natur in Unternehmensberichterstattung und Entscheidungsprozessen

Im ersten Panel konzentrierten sich die Diskutierenden auf das Thema „Natur in der Unternehmensberichterstattung und Entscheidungsfindung“. Johannes Förster (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ & Value Balancing Alliance e.V.) betonte, dass Biodiversität, Menschen und Wirtschaft ein miteinander verbundenes System bilden. Systemische Risiken – wie die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf Produktionsstandorte – verdeutlichen den Bedarf gemeinschaftlichen Handelns. Gerrit von Zedlitz (Universität Mannheim) wies darauf hin, dass die Berichterstattung der Unternehmen zur Biodiversität stark variiert: Hochrisikobranchen konzentrieren sich auf quantitative Kennzahlen, während Niedrigrisikobranchen eher qualitative Governance-Ziele verfolgen.

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Florian Heeb äußerte Bedenken, dass aggregierte Indikatoren, obwohl sie für politische Entscheidungsträger nützlich sind, für einzelne Unternehmen oft wenig hilfreich seien und notierte, dass bloße Offenlegung nicht ausreicht, um die zugrunde liegenden Probleme des Biodiversitätsverlusts anzugehen. Tobias Wildner (kuyua & Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ) hob die Bedeutung von echtem Verständnis von Unternehmen über ihre Lieferketten hervor. Er verglich die Wissenslücken über Biodiversitätsrisiken mit den „blinden Flecken“ des Finanzsektors vor der globalen Finanzkrise 2008. Carola Menzel-Hausherr von der Frankfurt School of Finance and Management betonte die Wichtigkeit, Daten zu sammeln, um Chancen und Risiken bewerten zu können, auch wenn dies sowohl für Finanzinstitute als auch für Akteuren der Realwirtschaft herausfordernd sei.

Der Bedarf an vereinfachten und umsetzbaren Berichtsstandards

Regelungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU werden als Schritt in die richtige Richtung angesehen. Ihre Komplexität birgt jedoch das Risiko, Unternehmen mit übermäßigen Datenanforderungen zu überfordern. Die Diskussionsteilnehmer hoben hervor, dass vereinfachte und umsetzbare Berichtsstandards erforderlich sind, um sicherzustellen, dass Biodiversitätsdaten sinnvolle Entscheidungsprozesse unterstützen. Ebenso wurde die Notwendigkeit angesprochen, globale Unterschiede im Biodiversitätsmanagement anzugehen, insbesondere in Lieferketten, die den globalen Süden und Norden verbinden.

Wege zur Umsetzung

Im zweiten Panel diskutierten führende Vertreter der Branche über Wege zur Umsetzung. Christian Heller (Value Balancing Alliance e.V.), Ralf Lütz (BNP Paribas), Ralf Frank (B.A.U.M. e.V.) und Hendrik Leber (ACATIS Investment) betonten die Notwendigkeit pragmatischer und skalierbarer Ansätze, um die biologische Vielfalt in die Unternehmens- und Finanzpraxis zu integrieren. Mehr dazu finden Sie im Bericht und im Video der Veranstaltung der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt. 

Florian Heider schloss den Tag mit einem Aufruf zu Einfachheit und Angemessenheit: Je komplexer die Regulierung, desto mehr Möglichkeiten haben Institutionen, die Regeln zu umgehen. Daher sollten die Regulierungen möglichst einfach sein, um eine Umsetzbarkeit zu gewährleisten.