05 Jun 2024

Hoher Zuspruch für Klimaschutzmaßnahmen in Europa

Vor den Europawahlen 2024 gilt: Europäische Wähler:innen sind bereit zum Klimaschutz und eine klare Mehrheit fordert verstärkte staatliche Maßnahmen

Vor den anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament zeigt sich, dass die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen in der EU weiterhin hoch ist: In allen befragten Mitgliedstaaten sind die Menschen bereit, persönlich zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. Sie befürworten klimafreundliche soziale Normen und fordern entsprechende Maßnahmen der nationalen Regierungen ein. Das geht aus Umfragedaten hervor, die ein White Paper des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE zusammenfasst.

„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass in Europa die individuelle Bereitschaft hoch ist, einen Beitrag für Klimaschutz zu leisten, soziale Normen zum Klimaschutz zu befürworten und auch von den Regierungen mehr Aktivität gefordert wird“, sagt Peter Andre, SAFE-Juniorprofessor für Verhaltensökonomie. So liegt der durchschnittliche Anteil der Personen, die einen individuellen Beitrag leisten und ein Prozent ihres Einkommens zum Klimaschutz beisteuern würden, in den europäischen Ländern bei 64 Prozent und damit nur geringfügig unter dem weltweiten Durchschnitt von 69 Prozent.

Weiter zeigt die Umfrage eine durchschnittliche Wahrnehmungslücke von 25 Prozentpunkten in allen europäischen Ländern mit Blick auf die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Anteil der Befragten, die ein Prozent ihres Einkommens für den Klimaschutz einsetzen würden, und dem wahrgenommenen Anteil der Mitmenschen in ihrem Land, die dazu bereit sind. „Diese Wahrnehmungslücke deutet darauf hin, dass Einzelpersonen die tatsächlich vorhandene Bereitschaft ihrer Mitbürgerinnen und -bürger, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, stark unterschätzen“, erklärt Andre.

Forderung an die Regierungen in Europa

Für klimabefürwortende soziale Normen gibt es den Ergebnissen zufolge auch eine weit verbreitete Unterstützung: Im EU-Durchschnitt geben 86 Prozent der Befragten an, dass andere in ihrem Land versuchen sollten, gegen die globale Erwärmung anzukämpfen. Schließlich enthält die Umfrage eine hohe und weit verbreitete Forderung an die Regierungen in Europa, mehr für den Klimaschutz zu tun: Insgesamt fordern 87 Prozent der Befragten in der europäischen Stichprobe verstärkte staatliche Maßnahmen, was dem durchschnittlichen Anteil von 89 Prozent in der weltweiten Stichprobe sehr nahekommt.

Die Ergebnisse basieren auf der Global Climate Change Survey, die von SAFE-Ökonom Peter Andre sowie Forscher:innen der Universitäten Bonn und Kopenhagen konzipiert wurde. Die Umfrage ist Teil der Gallup World Poll 2021/2022, die in 125 Ländern mit fast 130.000 Befragten durchgeführt wurde, einschließlich 26 EU-Mitgliedsstaaten. Für jedes Land wurde eine Zufallsstichprobe der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren verwendet, um Repräsentativität zu gewährleisten. In Europa wurden alle Befragungen per Telefon unter zufällig ausgewählten Telefonnummern durchgeführt. Die weltweiten Ergebnisse der Studie sind im Februar 2024 in der renommierten Fachzeitschrift Nature Climate Change erschienen. Im Kontext der Europawahlen 2024 wurde die Stichprobe der europäischen Länder für das SAFE White Paper ausgewertet.

Das SAFE White Paper No. 104 zum Download


Wissenschaftlicher Kontakt

Prof. Dr. Peter Andre