Da Personenkraftwagen und Kleintransporter einen erheblichen Anteil an den jährlichen CO2-Emissionen haben, ist der Übergang zu emissionsfreien oder -armen Fahrzeugen entscheidend für das erklärte Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu sein. Als Reaktion auf eine öffentliche Konsultation der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat ein Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE nun den Bedarf an transparenter Nachhaltigkeitsberichterstattung auf dem europäischen Markt forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset-Backed Securities, ABS) für Autos analysiert. In einem aktuellen SAFE White Paper betont das Team die Rolle innovativer Finanzinstrumente wie grüner Auto-ABS hervor, um Anreize für die Einführung umweltfreundlicher Fahrzeuge zu schaffen und so die europäischen Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstützen.
„Angesichts der aktuellen Vorschriften auf dem Markt für Auto-Asset-Backed-Securities (ABS) stellt die Bewertung der Energieeffizienz von Fahrzeugen aufgrund der unterschiedlichen Messmethoden in den verschiedenen Ländern eine Herausforderung dar. Um dieses Problem zu lösen, schlagen wir einen neuen Ansatz vor, der bestehende Fahrzeugidentifizierungssysteme wie die Typgenehmigungsnummer (TAN) und den Type Variant Version Code (TVV) nutzt. Durch die Verwendung dieser Identifikatoren zur Integration von Daten auf Kreditebene mit nachhaltigkeitsbezogenen Fahrzeuginformationen können Anlegerinnen und Anleger auf wichtige Nachhaltigkeitsinformationen über verbriefte Vermögenswerte zugreifen, was eine fundiertere Entscheidungsfindung und effektive Risikobewertung erleichtert“, erklärt Max Riedel, Wissenschaftler in der SAFE-Forschungsabteilung „Financial Markets“ und einer der Autoren des Papiers.
Dringender Bedarf an umfassenden Nachhaltigkeitsdaten
In ihrem Papier unterstreichen Riedel und seine Ko-Autor:innen den dringenden Bedarf an umfassenden Nachhaltigkeitsdaten, insbesondere im Automobilsektor, der einen massiven Einfluss auf den CO2-Fußabdruck der EU hat. Ihr Vorschlag sieht vor, dass die ESMA im Rahmen ihres Offenlegungsschemas verpflichtende Berichtsanforderungen für TAN und TVV sowie wesentliche Kredit- und Leasingdaten festlegt. Diese strategische Änderung zielt darauf ab, bestehende Informationslücken zu schließen und die Entwicklung eines standardisierten Rahmens für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten bei Auto-ABS-Transaktionen voranzutreiben.
Loriana Pelizzon, Stellvertretende Wissenschaftliche SAFE-Direktorin und ebenfalls eine der Autorinnen des Papiers, betont das transformative Potenzial der vorgeschlagenen Lösung: „Die transparente Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten ist wichtig, um privates Kapital für die grüne Transformation zu mobilisieren. Dadurch können Investorinnen und Investoren fundierte Entscheidungen treffen und ihre Investitionen in Auto-ABS mit ihren grünen Präferenzen in Einklang bringen, was positive Rückkopplungsschleifen für eine grüne Autofinanzierung schaffen kann.“ Mit ihrem Vorschlag, den Energieausweis für Fahrzeuge durch die TAN und TVV zu ersetzen, gehen die SAFE-Forscher:innen genau auf die Forderung nach standardisierten und vergleichbaren Berichtsanforderungen ein, die in die Konsultationsantwort der gemeinsamen Verbände im Verbriefungsmarkt eingeflossen ist.
Das SAFE White Paper ist ein Ergebnis des Projekts „Green Auto Securitisation“ (GAS), das von SAFE und dem Verbriefungsregister European DataWarehouse (EDW) durchgeführt wurde. Das GAS-Projekt mit dem Förderkennzeichen 01LA2208A wurde im Herbst 2022 über die Förderinitiative Klimaschutz und Finanzen (KlimFi) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gestartet, die einen dreijährigen Forschungszeitraum zur Förderung des Marktes für grüne Auto-ABS vorsieht. Die Initiative soll sinnvolle Anreize für die Automobilindustrie sowie für Interessengruppen und Endnutzer:innen bieten, um einen Rahmen für einen grünen Finanzierungsmechanismus zu entwickeln, der die Finanzierung von emissionsarmen Fahrzeugen durch Bankkredite unterstützt.
Das SAFE White Paper No. 100 (in englischer Sprache) zum Download
Wissenschaftlicher Kontakt
Max Riedel, Ph.D.
Prof. Loriana Pelizzon, Ph.D.
Stellvertretende Wissenschaftliche Direktorin, Direktorin Forschungsabteilung "Financial Markets"
