26 Feb 2025

Überdenken der regulatorischen Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten

In einem SAFE-CEPR Policy Web Seminar diskutierten Fachleute, wie ein rechtzeitiges regulatorisches Eingreifen eine Eskalation von Finanzkrisen verhindern kann

Verzögerte Regulierungsmaßnahmen verschlimmerten finanzielle Verluste und erzwingen Rettungsaktionen, argumentierte Enrico Perotti. Besonders deutlich wurde dies in der Krise vom März 2023, als die Credit Suisse es versäumte, Fragen zur Verhinderung von Bank-Runs zu klären. In der Diskussion wies der Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Amsterdam auf eine „Interventionslücke“ zwischen dem Erkennen einer Notlage und dem Ergreifen entscheidender Maßnahmen hin.

Am 13. Februar 2025 während des SAFE – CEPR Policy Web Seminars „Financial Resilience as Flood Containment”, präsentierte Perotti seine Forschungsergebnisse, gefolgt von einer Diskussion mit Mathias Dewatripont von der Solvay Brussels School of Economics and Management und CEPR. Loriana Pelizzon von SAFE und CEPR moderierte das Seminar.

Die Rolle der Regulierungsbehörden bei Finanzkrisen

Perotti sagte, dass die Rechtsunsicherheit und die Befürchtung, eine Panik an den Märkten auszulösen, eine schnelle Reaktion der Aufsichtsbehörden verhinderten. Er zog eine Analogie zur Hochwasserbekämpfung heran, und betonte, dass ein wirksames Krisenmanagement rechtzeitige Interventionen erfordere, um den sich selbst verstärkenden Bank-Run zu unterbrechen. „Sobald eine Notlage eintritt, sind die Banken nicht sehr widerstandsfähig. Das Hauptproblem ist, dass wir das Eingreifen hinauszögern, in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst löst“, erklärte Perotti. „Aber das führt nur zu größeren Verlusten, untergräbt die Erholung und führt letztendlich zu Rettungsaktionen. Wir brauchen klare Mandate für rechtzeitiges Handeln.”

Die Basel III-Vorschriften sorgten zwar für Schockresistenz, doch blieben die Banken anfällig, sobald eine Notlage einträte. Im Seminar schlug Perotti Maßnahmen, wie vorbereitete Sicherheiten für eine schnelle Liquiditätshilfe, Rücknahmegebühren zur Verlangsamung von Abhebungen und zur Verhinderung von Panik, die Umwandlung bedingter AT1-Schulden zur schnellen Rekapitalisierung und proaktive Lender-of-last-Resort-Mechanismen der Zentralbank, vor. Diese Instrumente, so argumentierte er, wirkten einer finanziellen Notlage entgegen und verschafften Zeit für eine Stabilisierung.

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Dewatripont stimmte weitgehend mit Perottis Ausführungen überein, insbesondere mit der Analogie zum Hochwassermanagement und dem Problem des Aufschiebens von Vorschriften. „Wir haben das Problem der Widerstandsfähigkeit durch Hinauszögern“, bemerkte Dewatripont. „Auch wenn Basel III den Widerstand gestärkt hat, hat das Zögern, frühzeitig zu handeln – aus Angst, eine Marktpanik auszulösen – die Krisen verschlimmert. Seiner Meinung nach hat der Fall der Credit Suisse die Risiken eines verspäteten Eingreifens aufgezeigt, auch wenn er die Lösung des Problems letztlich als erfolgreich ansieht.

Dewatripont stellte die Anwendbarkeit der Geldmarktfondsvorschriften auf die Widerstandsfähigkeit von Banken im Allgemeinen in Frage. Außerdem schlug er vor, den Einlagenschutz mit einem Element strategischer Unklarheit zu verbinden, um Moral Hazard zu vermeiden.

Das Seminar unterstrich die Notwendigkeit eines proaktiven Regulierungsrahmens, der ein frühzeitiges Eingreifen gegenüber Rettungsmaßnahmen als letztes Mittel bevorzugt. Auch wenn die Meinungen über spezifische Lösungen auseinandergingen, herrschte Einigkeit darüber, dass die „Interventionslücke“ zwischen einem erkannten Problem und den erforderlichen Maßnahmen geschlossen werden müsse.