25 Jan 2024

Florian Heider: „Die EZB steht aktiv auf der Bremse“

SAFE-Direktor sieht in der aktuellen geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) ein Signal, sich nicht von den Markterwartungen treiben zu lassen

Der EZB-Rat hat sich bei seiner heutigen Sitzung erneut dagegen entschlossen, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungs- und die Einlagefazilität zu ändern. Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, nimmt Stellung zu dieser Entscheidung:

„An der heutigen Entscheidung der EZB sticht nicht so sehr das Festhalten an den aktuellen Leitzinsen in der Eurozone heraus – für die Märkte war diese Entscheidung bereits ausgemacht. Vielmehr will sich die Zentralbank von den gegenwärtigen Markterwartungen für zukünftige Zinsentscheidungen nicht treiben lassen: Sie steht aktiv auf der Bremse, da sie nach wie vor mit den Folgen ökonomischer Schocks zu kämpfen hat, die für Unsicherheit sorgen.

Während über eine Wende in der Zinspolitik der EZB zur Jahresmitte hin schon kräftig spekuliert wird, schwelen die Kriegsherde in der Ukraine und im Nahen Osten weiter, gehen die Inflationsraten im Euroraum deutlich auseinander und schwächelt die deutsche Wirtschaft als Zugpferd im Europäischen Wirtschaftsraum. Hinzukommt, dass das hohe Zinsniveau die Kreditnachfrage bei den europäischen Banken sowohl von Unternehmen als auch von Haushalten dämpft und die Banken ihrerseits strengere Standards bei der Kreditvergabe ansetzen. Auch Lohn-Preis-Spiralen können die Inflation weiterhin hoch halten. Für die EZB sind die Umstände momentan so, dass nicht von einem automatischen Rückgang der Inflation zur Zwei-Prozent-Zielmarke ausgegangen werden kann.“


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Prof. Dr. Florian Heider

Wissenschaftlicher Direktor