Auch bei der dritten Auflage des „Workshop for Women in Law & Finance” am 22. Mai 2023 hatten Nachwuchswissenschaftlerinnen die Möglichkeit, ihre Forschung zu präsentieren und sich über Karrierewege und Erfahrungen in der Wissenschaft auszutauschen. Die Veranstaltung des Center for Advanced Studies on the Foundations of Law and Finance LawFin und des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE zielt darauf ab, Frauen in den Bereichen Law & Finance zu stärken und weibliche Führungspositionen aus Wissenschaft und Praxis zusammenzubringen. Der Workshop bietet eine Plattform zum Lernen, Netzwerken und zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass es nach wie vor Hindernisse und Schwierigkeiten für Frauen in der Forschung gibt. Um diese abzubauen, sind auch institutionelle Veränderungen notwendig. Das zeigt eine Studie der Ökonomin Patricia Funk von der Università della Svizzera italiana, die in einer Keynote während des Workshops vorgestellt wurde. „Es gibt viele Hürden für Frauen, zum Beispiel beim Publizieren, aber es ist ermutigend, dass über alle Disziplinen hinweg immer mehr Frauen für Preise nominiert werden“, erläuterte Funk die Ergebnisse ihrer Studie.
Institutionelle Veränderungen
Auch die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln von derGoethe-Universität Frankfurt plädierte für mehr Unterstützung durch die Institutionen. Sie könnte sich beispielsweise Quoten vorstellen, um bestehende Ungleichheiten auszugleichen: „Die Zahlen sind wichtig“, stellte Nicola Fuchs-Schündeln fest.
Patricia Funk, Nicola Fuchs-Schündeln und die Juristin Katja Langenbucher gaben Tipps und persönliche Erfahrungen zu (akademischer) Karriere und Publikationsstrategien weiter. Während die Empfehlungen je nach Disziplin unterschiedlich ausfielen, betonten alle die Wichtigkeit der Unterstützung durch Senior Researcherinnen oder beispielsweise Mentoring.
Neben der Podiumsdiskussion bereicherten Fachvorträge aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften die Veranstaltung. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen boten spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen zu den Themen Corporate Governance, Banking, Household Finance und Unternehmenspolitik.
Sichtbare Vorbilder
In der Podiumsdiskussion trafen Frauen aufeinander, die in ihrer Karriere oft die erste oder einzige Frau in ihrer Position waren: Daniela Favoccia (Partnerin HengelerMueller), Fatima Hussain (Senior Legal Counsel and Legal Innovation Advisor, Trade Republic), Melanie Kehr (Member of the Executive Board, KfW Group), Patrizia Laeri (CEO elleXX) und Chiara Zilioli (General Counsel, EZB). Mirjam Pütz, CEO der WM Group, moderierte die Diskussion.
Die Karrierewege der Panelteilnehmerinnen machten deutlich, mit welchen Herausforderungen Frauen konfrontiert sein können. Es gebe aber auch Fortschritte und Vorteile, stellte Daniela Favoccia fest: „Als Pionierin kann man seine Rolle frei gestalten, denn es gibt keine Normen wie Kleiderordnungen für Frauen in diesen Positionen“, berichtete sie aus eigener Erfahrung.
Auch Vorbilder spielen eine wichtige Rolle: Fatima Hussain hat sich bewusst dafür entschieden, sich und ihre Erfolge sichtbar zu machen, zum Beispiel über soziale Medien, um anderen Mut zu machen. Hussain betonte, dass Vorbilder nicht alles perfekt machen können, aber sie geben anderen mit ähnlichen Problemen den Mut zu denken „Das kann ich auch“.

Neben den sichtbaren Kämpfen gebe es auch unsichtbare. Hier spielten oft noch Stereotype oder andere Privilegien eine Rolle. So müsse man sich beispielsweise bei der Besetzung von Stellen des sogenannten „unconscious bias“ bewusst sein, der dazu führen könne, dass Menschen mit ähnlichem Hintergrund bevorzugt würden. „Es ist wichtig, die eigenen Privilegien und Vorurteile zu kennen“, betonte Patricia Laeri. Die Juristin Hussain ergänzte: „Viele Frauen, die die gläserne Decke durchbrochen haben, haben andere Privilegien.“ Unbewusste Vorurteile führten auch dazu, dass Männer eher Männer einstellen.
Ein detallierter Bericht zur Podiumsdiskussion wurde von der Börsen-Zeitung(€) veröffentlicht.