Finanzmarktforschung so einzusetzen, dass sich damit politische Beratungsarbeit leisten lässt, die Entscheidungsträger:innen dann tatsächlich berücksichtigen, ohne zugleich den Anspruch wissenschaftlicher Exzellenz zu verlieren, stellen die tragenden Säulen des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE dar – und gelten laut führenden Ökonom:innen und Politiker:innen maßgeblich als Verdienst von Jan Pieter Krahnen. Für seine Pionierarbeit wurde der SAFE-Gründungsdirektor am 25. Mai 2023 bei einem Festakt vor knapp 200 Gästen auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt geehrt.
Als Doppelzeremonie konzipiert, wurde bei der Veranstaltung nicht nur Jan Krahnen als erster wissenschaftlicher Leiter von SAFE verabschiedet, sondern zugleich auch Florian Heider als Krahnens Nachfolger festlich im Amt bestätigt. Eine Reihe hochrangiger Gäste blickte in Vorträgen vor Ort und per Videobotschaften auf die SAFE-Historie zurück und hob dabei insbesondere die Leistungen von Krahnen hervor. Die amtierende Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erinnerte in ihrer Rede, die das Publikum auf der Leinwand sah, „an die Zeit, als dieses Institut nur eine Idee auf einem Stück Papier war. Es sind immer die Menschen, die den Unterschied machen.“ Menschen wie Jan Pieter Krahnen, so die Ministerin. Unter seiner Führung habe sich SAFE zu einem Vorreiter in Sachen Interdisziplinarität entwickelt. „Das Infragestellen bestehender Überzeugungen ist der einzige Weg, um Fortschritte zu machen. Wir brauchen mehr Forschung und Wissenschaft, die auf Neugier fußt – und genau deshalb brauchen wir SAFE“, so Stark-Watzinger.
"Permanenter Innovationsmodus"
Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, betonte in einem ebenfalls per Video übertragenen Grußwort, dass die „exemplarische Erfolgsgeschichte“ von SAFE ohne Jan Pieter Krahnen nicht möglich gewesen wäre. „Sie können Menschen begeistern und mitnehmen“, sagte Dorn, die auch als Vorsitzende des SAFE-Kuratoriums amtiert, „so bleibt das Institut in einem permanenten Innovationsmodus.“ Ähnlich äußerte sich die Vizepräsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, Christiane Thompson: „Sie haben das ehemalige LOEWE-Zentrum mit großer Leidenschaft geführt und so den Erfolg des heutigen SAFE-Instituts gesichert.“
Eine solide und glaubwürdige Forschung müsse stets den Kern der Politikberatung bilden. Diese Überzeugung teile sie mit Jan Krahnen, erklärte Ulrike Malmendier, Professorin an der University of California in Berkeley und eine der „Wirtschaftsweisen“ im bundesdeutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In Deutschland fänden sich zwar zahlreiche Forschungsinstitute und Denkfabriken, allerdings würden sich die besten Ökonominnen und Ökonomen nur selten im Feld wissenschaftsbasierter Politikberatung betätigen und kämen daher kaum mit Entscheidungsträger:innen in Kontakt. „Jan ist einer der wenigen, dem der Brückenschlag zwischen Politikberatung und Spitzenforschung gelungen ist. Ich möchte betonen, dass diese Brücke nicht ohne seine akademische Exzellenz zustande gekommen wäre“, erklärte Malmendier, die auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von SAFE ist.
Als Beispiel für die komplexe Kombination aus hervorragender, unabhängiger Forschung zu Finanzmärkten und darauf aufbauender Politikberatung führte Sven Giegold, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die Leistungen von SAFE unter Jan Krahnen im Zusammenhang mit dem Fall Wirecard und in jüngster Zeit mit dem Kollaps der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) an. Zur SVB hatte ein SAFE-Forschungsteam einen Vorschlag für eine umfassende Einlagensicherung unterbreitet, um die Gefahr von Bank Runs zu minimieren. „Das ist genau die Art von Expertise, die wir benötigen“, so Giegold. Wenige Fachleute in Deutschland hätten ein vergleichbar extensives Wissen um Bankenregulierung und Finanzmärkte wie Jan Krahnen. Sein Verdienst sei es mithin, dass SAFE nicht nur relevante Forschungsarbeit leiste, sondern als Forum für öffentlichen Debatten auch einen intensiven Austausch fördere. Das Institut könne daher als Vorbild für europäische Integration angesehen werden.
Unter seinem Nachfolger Florian Heider werde SAFE sein Profil stärken, fuhr Giegold fort. Der Staatssekretär machte dabei auf eine weitere regulierungspolitische Baustelle aufmerksam: Welche Einrichtung, wenn nicht SAFE, könne Vorschläge für die Umsetzung der Kapitalmarktunion vorlegen, auf die Europa angewiesen sei. „Helfen Sie uns bei der Verwirklichung dieser Chance“, sagte Giegold.
Jan Pieter Krahnen selbst hob am Ende der Veranstaltung hervor, dass ein Teamansatz der Schlüssel zum Erfolg sei: „Dieser Gedanke ist fest in der SAFE-DNA verankert.“ Seinen Nachfolger schätze er nicht nur als außergewöhnlichen Forscher, Florian Heider sei auch ein „absoluter Teamplayer“, so Krahnen, der das Institut in den kommenden Jahren in die richtige Richtung manövrieren werde. Seine Rede schloss Krahnen mit einem Zitat aus der ersten Strophe des Gedichts „Stufen“ von Hermann Hesse: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“