Points | Forschungsprofil Sabine Bernard
Lernen Sie Postdoktorand*innen bei SAFE kennen. Das Porträt ist ursprünglich aus dem Magazin Points, die Gesamtausgabe auf Englisch finden Sie hier.
Den Bezug zur Lebenswirklichkeit der Menschen herstellen
Sabine Bernard verbindet in ihrer Forschung empirische Fragen zu Finanzen privater Haushalte mit Erklärungsansätzen der Verhaltensökonomie, um möglichst lebensnahe Antworten liefern zu können
Dinge genau zu durchdringen, ihnen auf den Grund zu gehen, ist das Kerngeschäft im Wissenschaftsbetrieb. Sabine Bernard ist da keine Ausnahme. Aber: „Ich kann nicht komplett in der Theorie versinken, ich brauche greifbare Beispiele“, sagt die Ökonomin. Aussagen wie „the space is continuous“ sind wenig griffig Begriffe für Privatinvestoren. „Finance bietet in vielerlei Hinsicht Anwendungsgebiete dafür, was wir aus theoretischen Modellen in der Volkswirtschaftslehre kennen“, sagt Bernard. Wenig überraschend also, dass auf ihren Bachelor in VWL 2013 ein Master in Finance 2016 und schließlich die Promotion in Finance an der Graduate School of Economic and Social Sciences (GESS) der Universität Mannheim folgte.
„Eigentlich habe ich angefangen, VWL zu studieren, um Wirtschaftsjournalistin zu werden. Denn nur wer sich mit der Materie auskennt, kann auch die richtigen Fragen stellen“, bekennt Bernard. Ihre theoretische Ausbildung an der Uni Mannheim verknüpfte sie daher mit einem studienbegleitenden, fünfjährigen Journalismus-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. Nach Aufenthalten in den führenden Wirtschaftsredaktionen Deutschlands, trat dann aber Ernüchterung ein: „Ich empfand es als frustrierend, dass man selbst im Fachjournalismus noch sehr unpräzise bleiben muss, um ein möglichst großes Publikum abzuholen.“ Der Drang, Zusammenhänge in der Wirtschaft tiefergehend zu begreifen und die erlernte Fähigkeit gute Fragen zu stellen, führte sie auf den Weg der Forschung.
„Der Bezug zur Lebenswirklichkeit ist mir wichtig“
„Ich forsche im Bereich Household Finance und greife auf Erklärungsansätze aus der Verhaltensökonomie zurück“, beschreibt sie, „ich gehe eben nicht von dem rationalen Investor oder Haushalt aus, der nur durch Geldanreize stimuliert werden kann. Psychologische Fallstricke und Emotionen spielen eine wichtige Rolle bei Entscheidungsprozessen.“ Um dafür greifbare Beispiele liefern zu können, schätzt sie das Umfeld von SAFE. Die Verbindungen zu politischen Institutionen aber auch in die Privatwirtschaft ermöglichen es ihr, gezielt eigene Daten zu erheben sowie Umfragen und Experimente durchzuführen. Während ihrer Promotion hat sich Bernard intensiv mit dem Handelsverhalten von Privatinvestoren beschäftigt. Was treibt das Verkaufsverhalten von Privatinvestoren am Kapitalmarkt? Wie wirken sich Finanzmarktzyklen darauf aus? Welche Unterschiede gibt es im Handelsverhalten zwischen Assetklassen?
„Bei meiner Forschung war und ist es mir immer wichtig, dass der Bezug zur Lebenswirklichkeit der Menschen da ist “, erklärt Bernard – das Motiv für sie, ihr Wissen in der Finanzwissenschaft über Fachvorträge an ein breites Laienpublikum und Privatinvestoren weiterzugeben. Ein Kernstück ihrer journalistischen Ausbildung kommt ihr dabei zugute: Komplexe Sachverhalte allgemein verständlich herunterzubrechen, etwa zu Thema wie dem nachhaltigen Investieren oder der Psychologie der Geldanlage. „Forschung ist wichtig, aber wir müssen unsere Erkenntnisse auch an den normalen Anleger weitergeben.“
Ihre Forschung lässt Sabine Bernard selten los. Doch es gibt Ausnahmen. Ein bis zwei Mal im Jahr ist sie auf dem Meer beim Segeln zu finden. Den dafür nötigen Segelschein hat sie während der Promotionsphase gemacht. Auch auf dem Wasser zählt für sie der praktische Aspekt: „Du kommst auf dem Boot an und es geht direkt los. Man muss einfach machen und nicht lange diskutieren – das ist großartig.“
Sabine Bernard ist Postdoktorandin im SAFE-Forschungsbereich Household Finance.