Am 26. September hielt William R. Cline, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics eine SAFE Policy Center Lecture mit dem Titel “Managing the Euro Area Debt Crisis”, in der er Erkenntnisse aus seinem neuen gleichnamigen Buch präsentierte. Er wurde von Michael Haliassos, Professor für Makroökonomie und Finanzen an der Goethe Universität in Frankfurt sowie SAFE Direktor, vorgestellt.
In seinem Vortrag stellte Cline die These auf, dass die Staatsschulden in der Euro-Zone inzwischen ohne Rückgriff auf formale Schuldenrestrukturierungsmechanismen verwaltet werden könnten. Seiner Ansicht nach sind die Renditeaufschläge für Staatsanleihen der Peripherieländer im Jahr 2012 insbesondere durch das Versprechen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi gesunken, zu tun, was auch immer nötig sei, um den Euro zu retten. Dies habe impliziert, dass die EZB, falls nötig, auch Staatsanleihen aufkaufen würde. Seit dieser Aussage sind die Risikoaufschläge auf die Zinsen von Staatsanleihen innerhalb der Eurozone deutlich kleiner geworden, was den hoch verschuldeten Ländern erlaube, allmählich – durch Privatisierungen und haushaltspolitische Anpassungen – nachhaltigere Schuldenstände zu erreichen. Wichtig sei auch, laut Cline, dass nun keine hohen Abschreibungen in der Bankenindustrie mehr zu erwarten seien, was das Staatsschuldenrisiko zusätzlich verringere.
Cline warnte vor einem formalen Schuldenrestrukturierungsmechanismus für die Eurozone, da dies zwangsläufig ein Moral-Hazard-Problem mit sich bringen würde. Die Glaubwürdigkeit öffentlicher Finanzen hänge ihm zufolge von der Erwartung ab, dass Industrieländer keinen Zahlungsausfall erleiden. Deshalb sollten finanziell angeschlagene Länder ihren finanzpolitischen Spielraum dazu nutzen, diese Erwartung zu untermauern. Er entwarf realistische Szenarien für alle finanziell angeschlagenen Länder, wie sie zu nachhaltiger Schuldenbelastbarkeit zurückkehren könnten. Dafür nutzte er eine neue Methode zur Analyse öffentlicher Schuldenbelastbarkeit, die er in seinem Buch entwickelt hat.