Donald Trump hat während seiner Amtszeit als 45. Präsident der USA täglich das soziale Netzwerk Twitter genutzt, viele seiner Tweets bezogen sich auf Wirtschaftsthemen. Als US-Staatsoberhaupt hatte er zwar Zugang zu vertraulichen Informationen, die er per Twitter schon früher als über andere Kommunikationswege hätte veröffentlichen können. Ein Working Paper des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE zeigt jedoch, dass Trump in seinen Tweets nur selten Neuigkeiten verbreitet hat mit dem Potenzial, die Finanzmärkte tatsächlich zu beeinflussen. Im Gegenteil: Trumps Twitter-Aktivitäten drehten sich überwiegend um Themen, die an den Märkten bereits eingepreist waren.
„Die Twitter-Nachrichten von Donald Trump waren meist Reaktionen auf bereits existierende Trends an den Finanzmärkten“, sagt Zorka Simon, Wissenschaftlerin im Forschungsbereich „Financial Markets“ bei SAFE und eine der Autorinnen des Forschungspapiers. „Der Blick auf historische Marktdaten hilft also eher bei der Vorhersage, ob Trump zu einem bestimmten Thema twittert oder nicht.“
Wie die Studie zeigt, hatten zwar einzelne von Trumps Tweets tatsächlich das Potenzial, kurzfristig die Märkte zu beeinflussen. Allerdings gelang es den Finanzmärkten, den Informationsgehalt dieser Tweets einzuordnen: Sie reagierten dann nicht, wenn Trumps Tweets keine nennenswerte Information beinhalteten, sondern lediglich zum „Hintergrundrauschen“ der allgemeinen Nachrichtenlage beitrugen.
Durchschnittlich sieben Tweets täglich
Trump war zu seinen Zeiten als US-Präsident ein außergewöhnlich aktiver Twitter-Nutzer: Vom Beginn seiner Präsidentschaft im November 2016 bis zum 31. Dezember 2018 sendete er mehr als 5.500 Twitter-Nachrichten, der Durchschnitt lag in diesem Zeitraum bei sieben Tweets am Tag.
Für die wissenschaftliche Analyse evaluierten die Wissenschaftler:innen etwa 1.400 Twitter-Nachrichten zum Thema „Wirtschaft“, die Trump von seinem Twitterkonto @realDonaldTrump im Beobachtungszeitraum abgesetzt hatte. Trump ging in seinen Tweets mit der Zeit häufiger auf Wirtschaftsthemen ein. Versendete er im Jahr 2017 noch 481 Tweets zu diesen Themen, waren es 2018 bereits 811.
Die Wissenschaftler:innen ordnen diese Tweets in dem SAFE Working Paper vier Themengruppen zu: (1) Wirtschaft, US-Notenbank, Aktienmärkte; (2) Beschäftigung, Schaffung von Arbeitsplätzen, US-Industrie, Produktion; (3) Handelskrieg USA/China; (4) Handelsbeziehungen der USA mit Nordamerika, Nordamerikanisches Freihandelsabkommen („North American Free Trade Agreement“, NAFTA), Handel sowie Zölle USA/Mexiko und USA/Kanada. Außerdem wurde die Tonalität der Tweets in die Analyse einbezogen, also ob Trump Zustimmung, Ablehnung oder eine neutrale Haltung äußerte.
Das SAFE Working Paper No. 314 zum Download (in englischer Sprache)
Wissenschaftlicher Kontakt
Zorka Simon, Ph.D.
Wissenschaftlerin in der SAFE-Forschungsabteilung „Financial Markets“
E-Mail: simon@safe-frankfurt.de
Telefon: +49 69 798 33704
