18 May 2016

„Paneuropäische Banken würden Notwendigkeit einer europäischen Einlagensicherung reduzieren“

Jan Pieter Krahnen fordert ein Umdenken in der Bankenregulierung / Transnationaler Risikoausgleich auf Konzernebene müsse ermöglicht werden

Jan Pieter KrahnenJan Pieter Krahnen, Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Goethe-Universität Frankfurt und Direktor des LOEWE-Zentrums SAFE und des Center for Financial Studies, unterstützt die Forderung von EZB-Direktoriumsmitglied Peter Praet nach paneuropäischen Banken. „Statt vieler nationaler Champions brauchen wir eine überschaubare Anzahl gut diversifizierter, paneuropäischer Banken“, so Krahnen. Auf diese Weise ließe sich eine der zentralen Ursachen der europäischen Staatsschuldenkrise, die Verflechtung von Bankrisiken und nationalen Staatshaushalten, deutlich entschärfen. „Geschäftsbanken, die in ganz Europa über Tochtergesellschaften verfügen, müssen im Falle einer Krise Verluste intern ausgleichen können und somit automatisch zum Risikoausgleich innerhalb Europas beitragen“, so Krahnen. Ein gut funktionierender Wettbewerb zwischen einigen paneuropäischen Bankkonzernen würde dadurch die Notwendigkeit einer europäischen Einlagensicherung zum Zweck des Risikoausgleichs wesentlich reduzieren. Eine europäische Einlagensicherung ist seit längerem in der Diskussion, eine politische Einigung jedoch nicht in Sicht.

Um paneuropäische Finanzinstitute zu ermöglichen, müssten Politik und Regulierungsbehörden in Europa umdenken, so Krahnen. Als Reaktion auf die Finanzkrise haben die EU-Staaten einen transnationalen Risikoausgleich innerhalb der Institute, etwa durch einen Transfer von Kapital und Liquidität, erschwert und versucht, ihre nationalen Banken vor Krisen in Nachbarländern zu schützen. „Dieser nationalstaatliche Regulierungsansatz muss zugunsten einer echten paneuropäischen Regulierungsidee überwunden werden“, fordert Krahnen. Ein Risikoausgleich müsse innerhalb Europas auf der gesamten Konzernebene, unabhängig von nationalen Grenzen ermöglicht werden. „Paneuropäische Banken müssen regulatorisch wie heute nationale Banken jenseits regionaler Unterschiede behandelt werden.“

Um dies zu erreichen, seien Änderungen in der aktuellen Regulierungsgesetzgebung nötig. „Derzeit blockiert der Gesetzgeber die Entstehung paneuropäischer Institute, anstatt Anreize zu ihrer Bildung zu geben“, so Krahnen. Obwohl große europäische Institute wie die Deutsche Bank, Banco Santander oder BNP Paribas in zahlreichen EU-Staaten tätig sind, erfülle daher noch kein europäisches Finanzinstitut aktuell die Merkmale einer paneuropäischen Bank.