Am 1. Dezember 2014 stellte Volker Wieland im Rahmen einer SAFE Policy Center Lecture das Jahresgutachten 2014/15 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vor. Diesem Expertenrat gehört Wieland, Professor für Monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt und Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS), seit März 2013 an. Wieland referierte zunächst die Analyseergebnisse zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und gab die Einschätzung des Sachverständigenrates zu Reformen im Bereich der Arbeitsmarkt-, Renten- und Energiepolitik der Bundesregierung wieder.
Mit Blick auf den Euro-Raum hob Wieland hervor, dass die strukturellen Reformen und die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in Irland, Portugal und Spanien bereits zu einer Verbesserung der Wirtschaftslage in diesen Ländern geführt hätten und auch Griechenlands Wirtschaft wieder wachse. Da der Sachverständigenrat gerade in den schleppenden Reformen von Italien und Frankreich das Hauptrisiko für den Euro-Raum sieht, empfahl Wieland nachdrücklich, dass diese beiden Länder die Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds im Rahmen der Artikel IV Konsultationen umsetzen. In diesem Zusammenhang sah Wieland auch die Entwicklungen in der Geldpolitik kritisch, die darauf abzielen, die Bilanz der EZB notfalls auch auf den Ankauf von Staatsanleihen auszuweiten. Dies könne dazu führen, dass der vorhandene Druck für Reform- und Konsolidierungsmaßnahmen für die Regierungen in den Krisenländern weniger spürbar sei.
Auch in der Niedrigzinspolitik der EZB sieht der Sachverständigenrat Gefahren für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums. Der Finanzsektor könne durch die niedrigen Zinsen dazu verleitet werden, zu hohe Risiken einzugehen. Die Risiken solcher Fehlallokationen für die Finanzstabilität gelte es gegen die aus Sicht der Gutachter verhältnismäßig geringen Deflationsrisiken abzuwägen. Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion.