Der EZB-Rat hat bei seiner heutigen Sitzung eine weitere Erhöhung der drei Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte beschlossen. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungs- und die Einlagefazilität steigen damit auf 4,5 Prozent, 4,75 Prozent und 4,00 Prozent. Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, sagt zu dieser Entscheidung:
„Die EZB bleibt ihrem Mandat treu und verfolgt einen strikten Kurs sukzessiver Zinserhöhungen, um die nach wie vor hohe Inflation zu bekämpfen. Ausschlaggebend ist die Gefahr, dass die Inflation sich in Zukunft weit weg des Zwei-Prozent-Ziels einpendelt. Das war nicht unbedingt zu erwarten, denn die Marktsignale – Inflation und Konjunktur – gehen momentan in unterschiedliche Richtungen. Allerdings ist dies nur eine Erhöhung um 25 Basispunkte, somit signalisiert die EZB ein Ende der Zinserhöhungen.
Die Situation ist schwierig, deswegen fährt die EZB einen datengetriebenen Kurs. Zum einen haben die bisherigen Zinserhöhungen gewirkt, das lässt sich an der Kreditvergabe ablesen sowie daran, dass das Wirtschaftswachstum gebremst wurde. Zum anderen sehen wir noch keine wirkliche schwache Wirtschaft, die europäischen Arbeitsmärkte sind nach wie vor stark und der kriegs- und krisenbedingte Angebotsschock hat sich gesetzt. Dennoch bleibt die Kerninflation aktuell weit über dem erklärten Zwei-Prozent-Ziel und damit hartnäckig. Diese Hartnäckigkeit war der Grund für die heutige Entscheidung.
Bis die geldpolitischen Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten, braucht es Zeit und wir stehen jetzt an dem Punkt, an dem sich die Zinserhöhungen der vergangenen Monate bemerkbar machen. Mit einer relativ kleinen Zinserhöhung gibt die EZB keine Karten aus der Hand. Spannend wird es, sollten Konjunktur und Inflation weiter auseinanderlaufen, was zwar nicht wahrscheinlich, aber doch möglich ist.“