18 Apr 2024

Eine Blaupause für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg

Im neu erschienen „Frankfurt Report on Ukraine’s Reconstruction“ des Leibniz-Instituts SAFE und des Centre for Economic Policy Research skizziert ein internationales Forschungsteam, was die Ukraine zur wirtschaftlichen Erholung braucht und zieht Parallelen zum Marshallplan

Der neue „Frankfurt Report on Ukraine’s Reconstruction“ beleuchtet die Prinzipien und Strategien, die für den Aufbau einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Zukunft der Ukraine nach dem Krieg entscheidend sind. In dem Strategiepapier, gemeinsam vorgelegt vom Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE und vom Centre for Economic Policy Research in London mit Unterstützung des Institute for European Policymaking an der Bocconi-Universität in Mailand, beschreibt ein internationales Team von Ökonom:innen Maßnahmen für die Schaffung eines vertrauenswürdigen und effektiven Finanzsystems, um die Erholung und Modernisierung der Ukraine zu erleichtern. Das Papier zieht Parallelen zum europäischen Wiederaufbauprogramm nach dem Zweiten Weltkrieg, bekannt als Marshallplan, und unterstreicht die transformative Wirkung institutioneller Reformen und internationaler Zusammenarbeit für den wirtschaftlichen Wiederaufbau.

„Die Tragödie des Krieges zwingt die Ukraine ihre physische Infrastruktur wieder aufzubauen, bietet aber auch eine Chance ihre Institutionen zu modernisieren. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Schaffung eines robusten Finanzsystems, das Ressourcen effektiv kanalisiert und eine nachhaltige Entwicklung fördert“, sagt Jan Pieter Krahnen, SAFE-Gründungsdirektor und Mitautor des „Frankfurt Reports“. Fünf Schlüsselprinzipien führen Krahnen und seinen Ko-Autor:innen für den Wiederaufbau der Ukraine an.

Einrichtung einer Ukrainischen Entwicklungsbank und -plattform

Erstens sollten sich die ukrainischen Finanzinstitute an den regulatorischen Rahmen des Euroraums und der EU-Bankenunion anpassen, um sich an die europäischen Märkte annähern zu können. So werde der Zugang zu globalem Kapital erleichtert und die Konvergenz mit europäischen Standards gefördert. Zweitens müssen Institutionen wie ein Nationaler Rat für Wiederaufbau und Reformen („National Reconstruction and Reform Council NRRC“), eine Ukrainische Entwicklungsbank („Ukraine Development Bank“, UDB) sowie eine Ukrainische Entwicklungsplattform („Ukraine Development Platform“, UDP) eingerichtet werden. Diese drei Institutionen sollen international koordiniert, die vorhandenen Ressourcen genutzt und der Wiederaufbau strategisch geplant werden.

Drittens gilt es laut Report Nachkriegslasten abzutragen. Bemühungen zur Rekapitalisierung von Banken, zur Beseitigung notleidender Kredite und zur Verringerung des Investitionsrisikos durch öffentlich-private Partnerschaften sind maßgeblich für die Wiederherstellung der finanziellen Stabilität und des Vertrauens in die ukrainische Wirtschaft. Dazu sind viertens auch umfassendere Reformen notwendig mit Blick auf Unternehmensführung, Rechtsstaatlichkeit und makroökonomische Politik. Nach Ansicht der Autor:innen des „Frankfurt Reports“ sollen diese Reformen den Weg der Ukraine zum EU-Beitritt ergänzen.

 

„Der Glaube an den langfristigen Erfolg der Ukraine als freie, demokratische und prosperierende Nation ist das Fundament, um die Unterstützung der internationalen Verbündeten zu gewinnen und das Vertrauen der Investorinnen und Investoren zu stärken“, beschreibt Mitautor Yuriy Gorodnichenko, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität von Kalifornien in Berkeley, das fünfte und letzte Prinzip des „Frankfurt Reports“. Der gebürtige Ukrainer ergänzt: „Die Ukraine hat das Potenzial, als Modell für den Wiederaufbau nach Konflikten weltweit zu dienen, indem sie institutionelle Reformen in Angriff nimmt, die internationale Zusammenarbeit fördert und den Glauben an ihre Zukunft bewahrt.“


Wissenschaftlicher Kontakt

Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen

Gründungsdirektor emeritus