SAFE Finance Blog
02 Feb 2017

Regulierung des europäischen Clearing-Marktes

Jan Pieter Krahnen empfiehlt in Börsenzeitung eine zentrale europäische Aufsicht

Würde der Zusammenbruch einiger Clearinghäuser die Stabilität des Finanzsystems gefährden? Und wie lässt sich Europas fragmentierter Clearingmarkt regulieren? Diese Fragen werden in Politik und Wissenschaft kontrovers diskutiert.

Jan Pieter Krahnen, Direktor des Forschungszentrums SAFE und Professor für Finanzen an der Goethe-Universität Frankfurt, fordert in der Börsenzeitung vom 1. Februar eine zentrale europäische Aufsicht für den fragmentierten europäischen Clearingmarkt. Eine gemeinsame Überwachungsinstanz könne die Gesamtmarktlage überblicken und eingreifen, wenn die Systemstabilität gefährdet sei.

Als Reaktion auf die Finanzkrise verpflichten neue Regulierungsvorschriften in Europa und den USA dazu, bilateral gehandelte, standardisierte Kontrakte über zentrale Gegenparteien (CCP) abzuwickeln, um die Finanzstabilität zu erhöhen. Dieser Schritt hat zu einem Wachstumsschub des Clearing-Markets geführt. Doch gerade diese gegenseitige Abhängigkeit könnte sich zu einem systemischen Risiko entwickeln, befürchtet Krahnen. Die zunehmende Konkurrenz zwischen den Clearinghäusern berge die Gefahr, dass es zu einem ungesunden Preiswettbewerb um die niedrigsten Einschusspflichten komme.

Insbesondere im Hinblick auf den Brexit und die geplante Fusion von London Stock Exchange (LSE) und Deutscher Börse, die beide Clearinghäuser (LCH.Clearnet und Eurex) besitzen, steht die Frage nach der Aufsicht und Überwachung der britischer Clearing-Aktivitäten an. Krahnen regt an, den Sitz der fusionierten Clearing-Aktivitäten, bzw. – sollte es nicht zur Fusion kommen – des britischen CCPs, in die Eurozone zu verlegen und zentral überwachen zu lassen. Denn sollte es zu einer Schieflage dieses CCPs kommen, wären die Banken der Eurozone unmittelbar betroffen.
 

Mehr zu diesem Thema:

Jan Pieter Krahnen / Loriana Pelizzon: “Predatory” Margins and the Regulation and Supervision of Central Counterparty Clearing Houses (CCPs), SAFE White Paper No. 41