Während der Finanzkrise standen sie im Fokus der Kritik, doch inzwischen geht es den Ratingagenturen wieder bestens. Die Aktienkurse der großen Institute steigen stetig. Jan Pieter Krahnen, Professor für Finanzen und Direktor von SAFE, zufolge liegt das unter anderem an der wachsenden Bedeutung von Finanzprodukten, die direkt von Unternehmen oder Staaten ausgegeben werden. „Die Ratingagenturen profitieren von einer Umschichtung der Finanztitel vom Bankensektor auf den Kapitalmarkt“, sagte Krahnen der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe vom 20.2.2017). Im Zuge von Entwicklungen wie der europäischen Kapitalmarktunion verlieren Banken als Mittler zwischen Kreditnehmern und -gebern an Relevanz, womit der Bewertung von Produkten durch Ratingagenturen größere Bedeutung zukommt.
Den Vorwurf, dass manche Ratings nicht unabhängig seien und Agenturen etwa ihre Heimatländer milder bewerten als andere Länder, hält Krahnen für unberechtigt. Es gebe zahlreiche Studien, die zeigten, dass „es keine merklichen Verfälschungen gibt“. Das Risiko sei für die Agenturen viel zu groß, ihren Ruf zu verlieren, so der Finanzprofessor.
