20 Jun 2016

Wie lässt sich eine neue Eurozonen-Krise verhindern?

Am 14. Juni 2016 hielt Michael R. Wickens, Professor of Economics an der University of York, eine SAFE Policy Lecture zum Thema: “Is there an alternative way to avoid another eurozone crisis to the Five Presidents' Report?” Er sprach auf Einladung von Hans-Helmut Kotz, SAFE Policy Center, der die Veranstaltung auch moderierte.

Die europäische Währungsunion, die eingerichtet wurde, um Wirtschaftswachstum, Preisstabilität, Vollbeschäftigung und politische Integration zu fördern, ist laut Wickens keine Erfolgsgeschichte. Seiner Ansicht nach ist es das einzige Ziel des „Reports der fünf Präsidenten“, den die Präsidenten der EU Kommission, des EU Rates, der Eurogruppe, der Europäischen Zentralbank und des Europaparlaments im Juni 2015 veröffentlicht hatten, die Gemeinschaftswährung nachhaltiger aufzustellen. Der Report könne als Versuch interpretiert werden, die Schwächen des Maastricht-Vertrags zu überwinden. Zu diesem Zweck schlägt der Report eine deutlich stärkere politische Integration bis 2025 vor mit der Schaffung einer Bankenunion, einer Kapitalmarktunion und einer Fiskalunion.

Wickens schlägt vor, anstelle dieser weitreichenden Vorschläge lieber den Finanzmärkten zu vertrauen und sie dazu zu ermächtigen, Risiken angemessen einzupreisen. Das würde viel effektiver dabei helfen, zukünftige Krisen zu vermeiden, als zusätzliche Zentralisierung. Nach Wickens‘ Ansicht hat die “one-size-fits-all”-Geldpolitik zur Krise der Eurozone beigetragen. Die für Hochinflationsländer zu niedrigen Zinsen haben diese dazu verleitet, zu viel private und/oder staatliche Verschuldung anzuhäufen, welche letztlich dann den Grundstein für deren Banken- und/oder Fiskalkrisen gelegt hat. Er nannte Beispiele dafür, wie die Finanzmärkte versagt haben, die Krise zu identifizieren, bzw. die Risiken, die sich zuvor aufbauten, und daher weiterhin Mittel an europäischen Krisenländer zu niedrigen Zinsen weitergeleitet haben.

Die EZB versucht nun mit ihrer hoch-expansiven Geldpolitik, die Inflationsrate der Eurozone wieder auf das Vorkrisenniveau zu bringen. Das ist laut Wickens ein gefährlicher Fehler, da es die Staatsverschuldung weiter stützt und die EZB von ihrem eigentlichen Ziel abbringt: der Lender of Last Resort des Bankensystems zu sein. Trotz all der unkonventionellen Maßnahmen seien die Kreditzinsen sogar niedriger als vor der Krise. Alle Preisdisziplin von Seiten der Finanzmärkte wird durch das Drücken der Zinsrate durch die EZB ausgehebelt. Die Anstrengungen in Richtung Krisenprävention ließen sich in diesem Sinne als kontraproduktiv interpretieren. Sollten die drei angestrebten „Unionen“ verwirklicht werden, so werde es noch schwerer sein, mit einer europaweiten Rezession umzugehen, so Wickens, da die Länder der Eurozone dann auch noch ihre fiskalpolitischen Instrumente verloren hätten, zusätzlich zu den geldpolitischen.