09 Mar 2015

Warum ist das Wachstum nach der Krise so schwach?

Am 6. März hielt Kiyohiko G. Nishimura, Wirtschaftsprofessor an der University of Tokyo, eine SAFE Policy Lecture. Gastgeber und Moderator des Vortrags war Hans-Helmut Kotz, Programmdirektor des Policy Centers. Der frühere Vizepräsident der Bank of Japan erläuterte, dass sich die meisten Industrieländer nach der weltweiten Finanzkrise nur langsam erholen. Trotz umfangreicher geldpolitischer Programme zur quantitativen Lockerung, seien ihre Wachstumsraten immer noch niedriger als vor der Krise.

Laut Nishimura ist das niedrige Wachstum auf drei parallel stattfindende globale Veränderungen zurückzuführen. Erstens seien in vielen Industrieländern noch negative Nachwirkungen der platzenden Immobilienblasen und Finanzkrisen zu spüren. Immense Kapitalverluste und schwerwiegende Bilanzbereinigungen hätten zu einer anhaltend schwächeren Nachfrage geführt und die Effizienz der Finanzintermediation erheblich geschwächt; möglicherweise für einen längeren Zeitraum. Zweitens hätten neue Informations- und Kommunikationstechnologien einen negativen Effekt auf die Beschäftigung in Industrie- und Schwellenländern gehabt, so Nishimura. Traditionelle Jobs mit mittleren Qualifikationsanforderungen würden zunehmend verschwinden, da diese durch Technologien ersetzt werden. Deshalb arbeiteten immer mehr Beschäftigte in schlecht bezahlten und befristeten Jobs. Dies führe wiederum zu einer geringeren Nachfrage dieser Gruppe, die vorher eine höhere Konsumneigung hatte. Drittens sei der übermäßige Optimismus für ein hohes Wirtschaftswachstum, der durch hohe Geburtenraten und medizinischen Fortschritt ausgelöst wurde, zu einem Ende gekommen. Dort wo dieser Optimismus mit Finanzinnovationen einhergegangen sei, die einen leichten Zugang zu Krediten ermöglichten, – wie in Japan, den USA, Großbritannien und Irland – habe dies zu einem massiven Kreditwachstum und somit Immobilienblasen geführt.

Nishimura ist der Ansicht, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die Bildung von Vermögenspreisblasen von vornherein zu verhindern. Außerdem müsste die Politik sich an die abnehmende Wirksamkeit von konventionellen geldpolitischen Maßnahmen anpassen und auf die hohe Unsicherheit im Hinblick auf unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen reagieren.