03 Apr 2018

Startschuss für Designstudie zum Aufbau einer europäischen historischen Finanz- und Firmendatenbank

SAFE und Goethe-Universität an EU-gefördertem Projekt EURHISFIRM beteiligt

Dieser Tage fällt der Startschuss für das europäische Infrastrukturprojekt EURHISFIRM – European Historic Firm Data –, das vom Horizon-2020-Programm der Europäischen Union mit rund 3,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren gefördert wird. Ziel des Projektes ist es, mit einer Designstudie die Grundlage für den Aufbau einer umfassenden historischen Datenbank für europäische Finanz- und Firmendaten zu legen. Das Projekt-Konsortium umfasst elf Partner aus sieben europäischen Ländern. Koordinator des Projektanteils der Goethe-Universität und Mitglied im dreiköpfigen Executive Committee des Projekts ist Wolfgang König, Professor für Wirtschaftsinformatik und Geschäftsführender Direktor des House of Finance. Das LOEWE-Zentrum SAFE war an der Einwerbung des Drittmittelprojekts maßgeblich beteiligt.

Im Rahmen des Projekts ist geplant, unternehmensspezifische Daten ab 1815 zu digitalisieren und in maschinenlesbarer Form für wissenschaftliche Zwecke aufzubereiten. Neben der qualitätsgesicherten Ersterfassung umfangreicher differenzierter Datenbestände ist ein zentraler Aspekt dabei die Harmonisierung unterschiedlicher Datenquellen und -formate über europäische Länder hinweg. Im Fokus stehen Finanzdaten (z.B. Aktienkurse und Bilanzen), Unternehmensdaten (etwa juristische Struktur, Führungspersonal, Governance) und geografische Daten (z.B. Standort von Firmensitz und Tochtergesellschaften). Die neuartige Datenbank soll es ermöglichen, historische länderübergreifende wissenschaftliche Studien auf Basis umfassender europäischer Daten durchzuführen und somit Fragestellungen zur Auswirkung von ökonomischen, politischen und regulatorischen Ereignissen auf die Realwirtschaft aus historischer Perspektive zu untersuchen. Bislang liegen für Europa nur unkoordinierte und stark lückenhafte Firmendaten vor. Für wissenschaftliche Zwecke verwendbare harmonisierte europäische Unternehmensdaten stehen erst ab 1990 zur Verfügung. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass sich die heutige empirische Finanzforschung fast ausschließlich auf die Nutzung verfügbarer US-amerikanischer Daten konzentriert. Aus derartigen Forschungsergebnissen abgeleitete Politikempfehlungen lassen sich häufig nur eingeschränkt auf Europa übertragen.

Die verantwortlichen Wissenschaftler neben Wolfgang König sind Angelo Riva (Ecole d’Economie de Paris – Leiter des Konsortiums), Jan Annaert (Universiteit Antwerpen), Stefano Battilossi (Universidad Carlos III de Madrid), Bertrand Couäsnon (Institut Nationale des Sciences Appliquées de Rennes), Abe de Jong (Erasmus Universiteit Rotterdam), Krzysztof Jajuga (Uniwersytet Ekonomiczny We Wroclawiu), Joost Jonker (Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen), Alexia Katsanidou (GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften), Thierry Paquet (Université de Rouen) und John Turner (Queen‘s University of Belfast).

Von Seiten der Goethe-Universität beteiligt sind weiterhin Stephanie Collet, Leiterin des Data Centers des LOEWE-Zentrums SAFE, Alexander Peukert, Professor für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht, Uwe Risch, Abteilungsleiter der Verbundzentrale von HeBIS (Hessisches BibliotheksInformationsSystem) an der Universitätsbibliothek, sowie Helmut Siekmann, Professor für Geld-, Währungs- und Notenbankrecht.