18 Jan 2018

SAFE Policy Lecture: “Financial Dominance, Safe Assets and Global Reserve Holdings"

Markus K. Brunnermeier sieht in ESBies eine Lösung für die Probleme des europäischen Staatsanleihenmarktes

Die erste SAFE Policy Lecture des Jahres widmete sich am 11. Januar dem Thema “Financial Dominance, Safe Assets and Global Reserve Holdings”. Markus K. Brunnermeier, Fakultätsmitglied der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Princeton University und Direktor des Bendheim Center for Finance, erläuterte zu Beginn seines Vortrages, die Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Deutung der Eurokrise und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Bankenregulierung. Laut Brunnermeier ist die deutsche Sichtweise durch einen "Solvency"-Ansatz geprägt, nachdem Strukturmaßnahmen zukünftige Krisen verhindern sollen. Im Gegensatz dazu sehen französische Ökonomen und Politiker die Eurokrise eher als ein Liquiditätsproblem, welches durch kurzfristige finanzielle Unterstützung anstatt struktureller Reformen, gelöst werden kann.

Im Anschluss analysierte Brunnermeier die Wechselwirkungen zwischen Staatsschulden und Banken während der jüngsten Finanzkrise in Europa anhand eines einfachen Modells für bedingte Staatsverschuldung. Nach diesem Modell kann der Staat durch den Verkauf von Anleihen an inländische Banken seine Finanzierungskosten verringern. Bei einem hohem Banken-„Exposure“ würde ein Staatsbankrott nicht nur dem Ansehen der Regierung, sondern auch dem Bankensektors schaden. Dieser „Commitment-Mechanismus“ ist stärker ausgeprägt, wenn Banken eine wichtige Rolle bei der Refinanzierung der Wirtschaft einnehmen. Ein Versagen des Finanzsystems hätte in diesem Fall einen deutlich größeren Effekt auf die Realwirtschaft. Ein starkes „Exposure“ der Banken gegenüber inländischen Staatsanleihen kann die Kreditvergabe an die Realwirtschaft weiter einschränken, falls der Staat in Schwierigkeiten gerät. 

Brunnermeier machte zudem deutlich, dass ein sicheres Anlageinstrument („Safe Asset“) in Krisensituationen aufgrund seiner negativen Korrelation mit realen Wirtschaftswerten wichtige Versicherungsmechanismen erfülle. Eine asymmetrische Bereitstellung eines solchen „Safe Assets“ von verschiedenen Ländern könne allerdings zu einer grenzüberschreitenden Kapitalflucht führen, mit der Folge, dass ärmere Länder reichere Länder versichern würden. Ein Umstand, welcher laut Brunnermeier die negative Entwicklung der jüngsten Euro-Krise stark befeuert habe. 

Um diesen Problemen entgegenzuwirken und um die Versicherungsmechanismen von sicheren Anlageinstrumenten wieder neu zu justieren, schlägt er die Einführung von „Sovereign Bond Backed Securities“ (SBBS) in Form sogenannter European Safe Bonds (ESBies) als goldenen Mittelweg vor. ESBies stellen dabei die sicherste Tranche eines verbrieften Wertpapiers dar, welches durch ein Portfolio verschiedener europäischer Staatsanleihen abgesichert ist. Brunnermeier zufolge würde dieser Ansatz in instabilen Zeiten zu einer vertikalen Kapitalflucht führen, d. h. aus der risikoreicheren Junior-Tranche in die sichere Senior-Tranche anstatt zu einer horizontalen, also grenzüberschreitenden Flucht in sichere Anlagen.