Am 10. November hielt Raghuram Rajan, Präsident der indischen Notenbank, einen Vortrag zum Thema “Rules of the Game in the Global Financial System”. Die Vorlesung wurde gemeinsam vom SAFE Policy Center, dem Center for Financial Studies (CFS) und der Deutschen Bundesbank organisiert. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, und Otmar Issing, Präsident des CFS, hießen den Redner und das Publikum in Frankfurt willkommen.
In seiner Rede sagte Rajan, dass das globale Wirtschaftswachstum seit der Finanzkrise im Jahr 2008 niedrig sei und dass die Zentralbanken unter großem Druck stünden, Maßnahmen zu ergreifen, um das Wachstum anzukurbeln. Nach der Krise hätten viele Länder großangelegte Konjunkturprogramme verabschiedet, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, allerdings wirkten diese Programme nur kurzfristig, so Rajan. Deshalb hätten die Zentralbanken die Zinsen gesenkt mit dem Ziel, Investitionen zu fördern und die Konsumnachfrage zu steigern. Allerdings seien auch diese Maßnahmen nur bedingt erfolgreich gewesen. Als die Zinsen bis auf nahezu Null gesunken waren, hat man unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen eingeführt.
Rajan zeigte sich besorgt, dass diese Maßnahmen in Zukunft die Stabilität des Finanzsystems gefährden und negative Auswirkungen auf andere Länder haben könnten. Die Länder befänden sich in einer Art Gefangenendilemma, sagte Rajan, da nun jedes Land eine lockere Geldpolitik betreiben müsse, um nicht unter den negativen Auswirkungen der lockeren Geldpolitik anderer Länder zu leiden. Kein Land könne diese Politik deshalb im Alleingang beenden. Dabei seien die positiven Effekte dieser Politik nur kurzfristig, während die negativen Effekte größer würden, je länger die Politik verfolgt werde. Rajan rief deshalb die Zentralbanken dazu auf, die unkonventionelle Geldpolitik kollektiv zu beenden.