Pier Carlo Padoan, Finanzminister Italiens, hielt am 21. Oktober 2016 einen Vortrag zum Thema „Förderung von Wachstum, Beschäftigung und Solidarität in Europa in Zeiten politischer Unsicherheit“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Die Veranstaltung wurde organisiert vom LOEWE-Zentrum SAFE, dem Center for Financial Studies und der Deutschen Bundesbank. Brigitte Haar, Vize-Präsidentin der Goethe-Universität, und Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, sprachen einleitende Worte.
Padoan begann seine Ansprache mit der Feststellung, dass sich Europa seit der Finanzkrise der Jahre 2007-08 mit schwachen Wirtschaftsprognosen, steigender Ungleichheit und dem Risiko einer erneuten Rezession konfrontiert sehe. Die wirtschaftliche Erholung seit der letzten Rezession sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben, während Ökonomen das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld, bestehend aus niedrigen Zinsen und niedriger Nachfrage, als „neue Normalität“ bezeichnen.
Der Minister nannte das Problem der politischen Unsicherheit als einen Faktor, der sich negativ auf das Wirtschaftswachstum in Europa auswirke. In Zeiten politischer Unsicherheit reduzierten Haushalte ihre Konsumausgaben und erhöhten ihre Vorsorgeeinlagen, was die Nachfrage reduziere, sodass Firmen ihre Investitionen zurückstellt und somit das Wirtschaftswachstum weiter beeinträchtigten. Padoan betonte die Notwendigkeit koordinierter Politikmaßnahmen, sowohl geldpolitischer, fiskalischer als auch struktureller Natur, um der Unsicherheit entgegenzuwirken.
Im Hinblick auf konkrete Politikmaßnahmen, sprach sich Padoan für verstärkte öffentliche Investitionen in denjenigen Ländern aus, die hierfür ausreichend fiskalischen Spielraum hätten. Er plädierte des Weiteren für eine gemeinsame Ausgabe europäischer Schuldverschreibungen sowie für strukturelle Reformen in europäischen Defizitländern. Padoan erläuterte, dass alle Politikmaßnahmen Inklusion und ökonomische Ungleichheit, als wichtige Dimensionen des ökonomischen Diskurses, adressieren sollten.