22 Apr 2013

Kontroverse Diskussion zur Bankregulierung

Am 19. April diskutierten Theodor Weimer, Vorstandssprecher der HypoVereinsbank, und Jan Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies und des Exzellenzzentrums SAFE, über die Auswirkungen von neuen Bankenregulierungen auf Systemstabilität und Wettbewerb. Ihr Gespräch war Teil der SAFE Policy Center Reihe zu Strukturreformen im Europäischen Bankensektor.


Weimer gab zu, dass die Banken vor der Finanzkrise Fehler gemacht hätten. Sie seien zu viel Risiko eingegangen bei einer zu geringen Kapitalausstattung und hätten sich somit in der Krise gegenseitig angesteckt. Eine bessere Regulierung des Bankensektors sei deshalb notwendig. Gleichzeitig sah Weimer aber auch die Gefahr, dass durch zu viele neue Regulierungen die Kosten für die Banken stark ansteigen. Gerade für kleinere Banken seien diese Kosten existenzgefährdend. Zudem hätten auch die Kunden zu leiden, da die Regulierungskosten letztlich auf sie abgewälzt würden. Ein Beispiel sei der Regulierungsvorschlag der Liikanen-Kommission, der vorsieht, dass das Handelsgeschäft und auch das Market Making vom Kundengeschäft getrennt werden. Dadurch würde das Banking automatisch teurer werden. Laut Weimer gebe es keinen Grund für die Einführung eines solchen Trennbankensystems, da sich das Universalbankensystem bisher als robust erwiesen habe.


Krahnen, der selbst Mitglied der Liikanen-Kommission war, erwiderte, die Zielsetzung der Kommission sei es nicht gewesen zu entscheiden, welches Bankensystem besser sei. Vielmehr habe man nach einer Möglichkeit gesucht, den Finanzsektor so zu reformieren, dass der Steuerzahler außen vor bleibt, wenn Banken Probleme bekommen. Hierfür sei es wichtig, die Abhängigkeit der Institute untereinander, das systemische Risiko, zu verringern und eine Abwicklung von Banken, auch wenn diese mit anderen Banken vernetzt sind, möglich zu machen.


Krahnen relativierte zudem die Bedenken Weimers. Durch mehr Regulierung würden sich die Preise zwar ändern, aber die neue regulatorische Situation würde alle Banken gleichermaßen betreffen, wodurch ein neues Gleichgewicht entstünde.


Einig waren sich beide Diskutanten in der Ablehnung des „Liikanen light"-Vorschlags der Bundesregierung, nach dem nur der Eigenhandel abgetrennt würde, nicht aber der Handel im Kundenauftrag sowie das Market Making. Eigen- und Fremdhandel seien organisatorisch nur schwer zu trennen. Bei der Umsetzung dieses Vorschlags würde somit ein hoher Aufwand durch die Abtrennung entstehen, dem allerdings kein großer Gewinn an Stabilität gegenüberstehe.


Neben der Trennung von Kunden- und Handelsgeschäft führte Krahnen die Emission einer neuen Art von Fremdkapital, Bail-in-Debt, als weitere Möglichkeit an, den Bankenmarkt zu stabilisieren und die Banken zu disziplinieren. Bail-in-Debt würde immer dann und ohne große Vorwarnung in Haftung gehen, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät. Diese Anleihen dürften nicht von Banken gehalten werden. Dadurch verringere sich die Gefahr, dass andere Banken als Gläubiger haften müssten, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät, und es dadurch auch bei ihnen zu einem Zusammenbruch käme.


Weimer sah keinen Grund für eine Einführung von Bail-in-Debt. Gläubiger müssten immer davon ausgehen, dass sie im Fall einer Krise haften. Krahnen hielt dagegen, dass genau das aber in der Krise 2007 nicht geschehen sei, da die Politik Angst hatte, durch die Inhaftungnahme der Bankgläubiger eine noch größere Krise auszulösen.

 

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