15 Jun 2022

Jan Krahnen: „Eine Einlagenrückversicherung zählt zu den Hausaufgaben der Euro-Gruppe für die Bankenunion“

SAFE-Direktor spricht sich vor dem Treffen der Euro-Gruppe für risikogewichtete Prämien und ein Konzentrationslimit für Staatsanleihen in Bankenportfolios aus

Bei dem bevorstehenden Treffen der Euro-Gruppe steht mit auf der Agenda, die Einführung einer europäischen Einlagensicherung („European Deposit Insurance Scheme“, EDIS) voranzubringen und dafür auch die Vorbehalte auf Seiten der deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken auszuräumen. Jan Pieter Krahnen, Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, plädiert vor diesem Hintergrund für die Ausgestaltung der Einlagensicherung mit zwei Sondermerkmalen: zum einen für die Einlagensicherung dauerhaft in Form einer Rückversicherung, in die die heute bestehenden Einlagen- und Institutssicherungssysteme eingepasst werden können. Zum zweiten sollen „eigene“ nationale Staatsanleihen im Portfolio von Banken einer Obergrenze unterliegen, um eine zu enge Verbindung von Banken mit dem eigenen Staat zu vermeiden.

„Zu den Hausaufgaben, die die Euro-Gruppe für die Vollendung der Bankenunion zu erledigen hat, zählt zunächst der Gedanke daran, eine europäische Einlagenrückversicherung zu organisieren. Im Sinne der Finanzstabilität lässt sich dies mit einem Konzentrationslimit für nationale Staatsanleihen im Portfolio der Banken verbinden.

Die Integration großer Bankennetzwerke wie der deutschen Verbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken in ein europäisches Einlagenrückversicherungssystem könnte die finanzielle Stabilität des Bankenmarktes insgesamt nachhaltig verbessern, indem eine drohende Vergemeinschaftung von Risiken von vornherein unterbunden wird. Bei SAFE haben wir ein praktikables Modell für ein solches ‚European Deposit Reinsurance Scheme‘ (EDRIS) entwickelt, das im Kern darauf abzielt, die Einlagen von Bankkundinnen und -kunden über eine nationale Erstversicherung mit einer europäischen Rückversicherung mit risikoadäquater Prämiensetzung zu verknüpfen. Diese risikogewichteten Prämien tragen dazu bei, die Sicherungskosten risikoarmer Geschäftsmodelle zum Beispiel bei Sparkassen zu senken.

Um das EDRIS-Modell zu vervollständigen, braucht es zudem eine Begrenzung nationaler Staatsanleihen im Portfolio der Banken. Diese Konzentrationslimits dienen dazu, neue Staatsschuldenkrisen und damit auch eine erneute Eurokrise in Europa zu verhindern, die zuletzt dadurch entstanden ist, dass Kreditinstitute zu abhängig von der Solvenz ‚ihres‘ Staates waren, wie wir etwa in Griechenland gesehen haben.“

Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen

Gründungsdirektor emeritus