25 Jan 2013

Jan Krahnen diskutiert mit Michael Kemmer über die Zukunft der Universalbanken

Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen, Direktor des Forschungszentrums SAFE und des Center for Financial Studies,  hat am Freitag mit Dr. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbands deutscher Banken, über die Zukunft des Universalbankenmodells diskutiert. Die Veranstaltung im House of Finance war die zweite in einer Gesprächsreihe über strukturelle Reformen im europäischen Bankensektor. Aufhänger für die Reihe ist die Veröffentlichung des Reports der Liikanen-Kommission, der Krahnen angehörte.

Jan Krahnen stellte den Vorschlag der Liikanen-Kommission zum Thema kurz vor, der ab einer gewissen Größe eine Ausgliederung des Handelsgeschäfts unter einem eigenen Holdingdach vorsieht. Damit sollen die Finanzierungsstrukturen zwischen Kerngeschäft und Handelsgeschäft getrennt werden. „Unser Anliegen ist es, dass beide Geschäftsteile finanziell auf eigenen Beinen stehen und ihre Risiken selbst tragen müssen“, so Krahnen. Eine Zerschlagung des Universalbankenmodells oder gar ein Trennbankensystem sehe der Liikanen-Vorschlag dagegen nicht vor.

Michael Kemmer verteidigte das bestehende, umfassende Modell der Universalbank inklusive Handelsgeschäft. Er äußerte die Befürchtung, dass mit der Auflösung der gewohnten Strukturen das Bankensystem in der EU aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Zudem warnte er vor Anreiz- und Wettbewerbsproblemen, die rund um die mit dem Vorschlag verbundene Größengrenze auftreten könnten. Kleinere Banken könnten sich beispielsweise ermutigt fühlen, ihr Handelsgeschäft auszuweiten. In der Diskussion mit dem Publikum wurden zudem möglicherweise auftretende rechtliche Probleme mit älteren Anteilseignern und Gläubigern angesprochen.

Auch in der Frage des Timings gingen die Meinungen der Diskutanten auseinander. Während  Jan Krahnen angesichts der fortbestehenden Probleme im europäischen Bankensektor eine zügige Umsetzung für nötig hält, plädierte Kemmer dafür, zunächst die bereits angelaufenen Reformvorhaben wie Basel III und einheitliche Bankenaufsicht abzuwarten und die Notwendigkeit für weitere Reformen anschließend erneut zu prüfen.

Entgegen ihrer Idealvorstellungen rechnen beide Diskutanten jedoch mit einem politischen Schnellschuss. Kemmer vertrat die Ansicht, dass bereits in den nächsten drei Monaten ein politisches Modell auf dem Tisch liegen könnte und warnte insbesondere vor einem Alleingang von Deutschland und Frankreich. Jan Krahnen äußerte die Befürchtung, die Regierungen könnten eine Art „Liikanen light“ beschließen und nur den Eigenhandel der Banken konzernintern auslagern wollen. "Das wäre mit hohem Aufwand verbunden, würde aber nur geringen Nutzen bringen."