Der EZB-Rat hat bei seiner heutigen Sitzung den bisherigen Kurs der geldpolitischen Lockerungen bestätigt. Sowohl die aktuell niedrigen Leitzinsen als auch der Umfang des Pandemie-Notfallankaufprogramms („Pandemic Emergency Purchase Programme“, PEPP) bewegen sich damit weiter auf konstantem Niveau. Jan Krahnen, Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, erklärt dazu:
„Alles dreht sich um Erwartungen, in diesem Fall um Inflationserwartungen. Das heutige Kommuniqué der EZB stellt nüchtern fest, dass ihre Politik auch weiterhin an Fakten, also an realisierten Preisveränderungen, und nicht an irgendwelchen Erwartungen ausgerichtet bleibt. Indem sich die EZB nicht an der Spekulation über zukünftige Preisentwicklungspfade beteiligt, tut sie das Bestmögliche, um eine erwartungsgetriebene Inflation zu vermeiden.
Eine solche erwartungsgetriebene Inflation würde bedeuten, dass sie in Erwartung zukünftig steigender Inflation die Zinsen erhöht, wodurch ein Dominoeffekt steigender Preise und Löhne ausgelöst werden kann – die Inflationserwartung sich gewissermaßen selbst bestätigt. Von daher ist es nur folgerichtig, dass die EZB heute auf ‚Durchzug‘ gestellt hat – weder Zinsen erhöht noch Käufe signifikant verringert.“