26 Jul 2022

Freunde geben gute Ratschläge bei Anlageentscheidungen

Daten deuten auf positiven Einfluss vom sozialen Umfeld auf die Geldanlage

Bei Anlageentscheidungen kann man sich auf seine Freunde verlassen. Ökonominnen und Ökonomen um das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE konnten mit Hilfe von Daten einer Online-Bank positive Gruppeneffekte im persönlichen Umfeld nachweisen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Personen, die Empfehlungen von Freunden bei der Entscheidung über eigene Geldanlagen folgten, von einer höheren Portfolioqualität zu profitieren scheinen.

Dass soziale Verbindungen Einfluss auf die generelle Teilnahme am Markt mit risikobehafteten Anlagen haben können, ist bereits untersucht worden. In SAFE Working Paper No. 353 beschäftigen sich die Forschenden nun mit der Frage, wie gut die Anlagetipps sind. Dabei wurden Recommender-Follower-Paare untersucht, die bereits vor der Empfehlung miteinander verbunden waren. Über einen Internetlink oder über Facebook empfahlen Personen – Recommender – ihren Online-Broker an Personen aus dem persönlichen Umfeld – Follower. 

Persönliche Verbindungen helfen, wertvolle Informationen zu verbreiten

„Freunde können gute Ratgeberinnen und Ratgeber bei der Anlageentscheidung sein“, bestätigt Andreas Hackethal, Leiter der Forschungsabteilung “Household Finance” bei SAFE und Ko-Autor des Papers. Für die Untersuchung wurden 515 Follower-Portfolios ausgewertet. Sie wiesen bessere Portfolios auf als andere Personen mit gleichen demografischen Merkmalen aber ohne entsprechende Empfehlung für den Broker aus dem sozialen Umfeld. „Wer auf die Empfehlung des Online-Brokers reagiert hat, wies im Schnitt ein diversifizierteres Portfolio auf“ erklärt Finanzprofessor Hackethal weiter.

Auf einen Gruppeneffekt lässt sich dabei durch die ähnlichen Investmentstrukturen von Personen schließen, die einerseits eine Empfehlung gaben, und denjenigen, die andererseits die Empfehlung annahmen. Dieser Effekt legt nahe, dass auch Informationen zu konkreten Anlagen im sozialen Umfeld ausgetauscht werden. So investierten die Follower in Anlageklassen wie offene Investmentfonds und wiesen besser diversifizierte Portfolios auf. Die Anlagen der Follower hatten zwar einen höheren Risikoanteil, die bessere Sharpe-Ratio (das Verhältnis von Überrendite und Volatilität einer Geldanlage) deutet aber darauf hin, dass eine Mehrrendite im Vergleich zur risikolosen Anlage eingefahren wurde. „Anlageentscheidungen sollten nicht gedankenlos im reinen Vertrauen auf Freunde getroffen werden, aber persönliche Verbindungen können helfen, wertvolle Informationen zu erhalten“, sagt Hackethal. Durch die sozialen Verbindungen könne sich gleichermaßen Investmentverhalten ausbreiten, das eine niedrigere Portfolioqualität bedingt, dies war bei der Untersuchung aber seltener der Fall.

Aufgrund der demografischen Zusammensetzung der Stichprobe sind die Ergebnisse nicht generell übertragbar: Die beobachteten Recommender sind demnach beispielsweise selbst eher wohlhabend und haben häufig qualitativ hochwertigere Portfolios. Weiterhin beschränkt sich die Untersuchung auf Daten einer Online-Bank.