28 Oct 2014

Frankfurt Conference on Financial Market Policy 2014: Banking Beyond Banks

Die zweite Frankfurt Conference on Financial Market Policy brachte am 17. Oktober führende Vertreter aus Aufsicht, Wissenschaft und Industrie zusammen, um die Funktion und das Funktionieren des Schattenbankensektors sowie die kommenden Herausforderungen für Regulatoren, Verbraucher und Praktiker zu diskutieren. Die jährliche Frankfurt Conference wird vom Policy Center des Forschungszentrums SAFE organisiert. Über 170 Teilnehmer aus mehr als 15 Staaten, darunter hochrangige Wissenschaftler und Entscheider aus Zentralbanken, Aufsichtsbehörden und der Finanzindustrie, nahmen an der Veranstaltung in der Goethe-Universität Frankfurt teil und nutzten die Gelegenheit, ihre eigenen Gedanken und Fragen an die Vortragenden und Panelisten zu adressieren.

Die Teilnehmer wurden von Rainer Klump, Vertreter des Präsidiums der Goethe-Universität, und Jan Pieter Krahnen, SAFE Direktor, begrüßt. In der anschließenden Keynote Address vertrat Vítor Constâncio, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), die Ansicht, dass die Bezeichnung “Schattenbanken”, zwar wertend, aber dennoch passend sei, da Bankaktivitäten außerhalb des regulären Bankensektors immer noch nicht in monetären Statistiken oder Kapitalflussbilanzen erschienen und somit zu einer anhaltenden Transparenzlücke führten. Es sei von höchster Priorität, den Datenzugang zu Aktivitäten von “non-bank banks” zu verbessern. Constâncio gab zu, dass die strengere Regulierung von Bankaktivitäten ein Grund für den Boom der Schattenbanken und den Trend zu marktbasierter Finanzierung sei.

Das erste der drei anschließenden Panels drehte sich um die Frage: “Was ist besonders/normal an Non-Bank Banking?” Es wurde von Hans-Helmut Kotz geleitet, Programmdirektor des SAFE Policy Center und Organisator der Konferenz. Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, erinnerte daran, dass die Geldpolitik traditionell auf Bankbilanzen ausgerichtet ist. Dass nun bankenähnliche Aktivitäten vermehrt außerhalb des regulären Bankensektors durchgeführt würden, stelle die Transmission der Geldpolitik vor Probleme. Auch Buch plädierte daher für bessere Statistiken und detailliertere Kenntnisse des Schattenbankensektors. John Berrigan, Direktor für Finanzstabilität, Wirtschaft und Finanzen in der Generaldirektion ECFIN der Europäischen Kommission, unterstrich, dass seine Institution daran interessiert sei, Verbriefungen, einen besonderen Teil des Schattenbankensektors, zu fördern. Er sprach sich für eine stärkere Diversifizierung der Finanzinstitutionen an den Kapitalmärkten aus, um Finanzstabilität und Wachstum anzuregen. Ergänzend zur Bankenunion würde eine “Kapitalmarktunion”, ein harmonisiertes Regelwerk für Verkäufer und Käufer von Wertpapieren und damit verbundene Infrastrukturen, die Marktintegration im Bereich der marktbasierten Finanzierung erleichtern.

Adrian Blundell-Wignall, OECD, bezeichnete den exzessiven Gebrauch von Derivaten als einen wesentlichen Grund für die Finanzkrise. Derivate seien weiterhin eine bedeutende Quelle für Risiken und Vernetzung im Schattenbankensektor. Mit Blick auf den regulären Bankensektor sprach sich Blundell-Wignall vehement für eine Trennung von Investmentbanking und Privatkundengeschäft aus, um die Querfinanzierung zwischen diesen beiden Bereichen zu beenden. Seiner Ansicht nach sind korrekte Preissignale ein notwendiger Bestandteil jeder Lösung, die darauf zielt, Risiken von Finanzinnovationen zu reduzieren. Günter Beck, Professor für Europäische Makroökonomie an der Universität Siegen, ergänzte wissenschaftliche Erkenntnisse zum Schattenbankensektor und wies auf das Problem der asymmetrischen Information an den verschiedenen Schritten der Kreditvermittlung hin, das charakteristisch für Schattenbanken sei und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu suboptimalen Ergebnissen führe. Es folgte eine lebhafte Debatte über die Frage, wie sich die Risiken, die mit Schattenbankenaktivitäten, Verbriefungen und Derivaten zusammenhängen, am besten eindämmen ließen.

Die Herausforderungen für Praktiker waren Gegenstand des zweiten Panels, “Asset Managers: deep pocket specialization, long horizon?”, das von Andreas Hackethal, Professor of Personal Finance an der Goethe-Universität geleitet wurde. Insbesondere die Rolle von Hedge Fonds wurde hier kontrovers diskutiert und auch das Thema Transparenz wurde vielfach angeführt. Nach Ansicht von Andreas Billmeier von Stone Milliner Asset Management tragen Hedge Fonds durch den Arbitragehandel substantiell zur Markteffizienz bei. Da sie jedoch mit viel Fremdkapital arbeiteten, seien Investitionen in Hedgefonds riskant, insbesondere in illiquiden Märkten. Billmeier sieht keine Rechtfertigung für öffentliche Bail-Outs von Hedge Fonds. Investoren sollten sich der Risiken dieser Instrumente bewusst sein. Anton Brender von Candriam Investors Group pries die Flexibilität an, die Verbriefungen für das Finanzsystem bereiteten, sowohl für Banken, die Risiken aus ihrem Kreditportfolio teilen wollten, also auch für Firmen, die auf der Suche nach Geldmitteln seien. Eine Vereinheitlichung von Verbriefungen und eine stärkere Transparenz der Märkte würden die Verlustwahrscheinlichkeit vorhersagbarer machen und dadurch die Risiken von Verbriefungen vermindern. Aus Sicht eines Private Equity Unternehmens ergänzte Peter Cornelius, Carlyle Group, dass die Interessen von Investoren und Private Equity Fonds sehr nahe beieinander lägen. Andrew Bosomworth von Pimco und Jan Seifert, Senior Portfolio Manager Corporate Bonds bei DEKA Investment, vervollständigten das Panel.

Das dritte Panel widmete sich der Frage: “Infrastruktur: Lieferant von Sicherheit und Liquidität?” Es wurde von Jürgen Schaaf, Berater des EZB-Vorstands, geleitet. Thomas Book, CEO von Eurex Clearing, Jean-Michel Godeffroy, EZB und Chairman des T2S Board, sowie Joachim Nagel, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, diskutierten die Bedeutung der Finanzmarktinfrastruktur, insbesondere von zentralen Gegenparteien (central counter parties), Zentralbanken und Standard-setzenden Institutionen. So stand zur Debatte, ob zentrale Gegenparteien ihrerseits systemrelevant werden könnten und ob Finanzinfrastrukturunternehmen ebenfalls dazu verpflichtet werden sollten, Sanierungs- und Abwicklungspläne zu erstellen. Die Frage, wie weit das Mandat von Zentralbanken ausgeweitet werden dürfe, um Finanzstabilität zu erreichen, erregte ebenfalls großes Interesse.

In seinen abschließenden Bemerkungen kritisierte Nouriel Roubini, Chairman von Roubini Global Economics und Professor an der New York University, die aktuelle europäische Wirtschaftspolitik als zu wenig, zu spät und zu langsam. Inbesondere die deutsche Regierung weigere sich nach wie vor, den schlechten Wachstumsaussichten in Europa mit einem starken fiskalischen Impuls zu begegnen. Damit werde die EZB zu Quantitative Easing-Maßnahmen gezwungen, was Roubini begrüßen würde. Mit Blick auf das Thema Schattenbanken äußerte Roubini die Erwartung, dass das Wachstum des Non-Bank Banking damit einhergehen dürfte, dass sich der Bankensektor verstärkt auf das engere Bankengeschäft konzentrieren werde.

 

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