13 Mar 2025

Finanzintegration, Rente, Schulden: Drei Herausforderungen für die neue Bundesregierung

Aktuelle Studien des SAFE Policy Center zeigen finanz- und wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf

Stabile Finanzmärkte, ein nachhaltiges Rentensystem und europäische Wettbewerbsfähigkeit erfordern entschlossenes Handeln der neuen Bundesregierung. Zwei aktuelle SAFE Policy Letter und ein Blogbeitrag beleuchten zentrale Herausforderungen und geben Empfehlungen für die neue Regierung.

Finanzmarktintegration: Deutschlands Verantwortung

Die europäische Banken- und Kapitalmarktunion bleibt unvollendet. Nationale Interessen und politische Widerstände verhindern die Schaffung eines gemeinsamen Marktes für Banken und Finanzdienstleistungen und schwächen damit die wirtschaftliche Souveränität Europas, insbesondere angesichts wachsender geopolitischer Spannungen. „Wenn es die kommende Bundesregierung ernst meint mit der Stärkung europäischer Souveränität und dem Einsatz für Wachstumsimpulse, muss sie die Integration im Finanzsektor endlich vorantreiben. Dafür braucht es den Mut, nationale Interessen zurückzustellen“, sagt Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE. Gemeinsam mit Vincent Lindner, Loriana Pelizzon und Tobias Tröger ist er Autor des SAFE Policy Letters No. 108.

Rentenpolitik: Kapitalmarkt und Bildung als Schlüssel

Die demografische Entwicklung setzt die gesetzliche Rentenversicherung unter Druck. Reformpläne für eine kapitalgedeckte Zusatzkomponente und eine stärkere private Vorsorge existieren, wurden aber nicht umgesetzt. Andreas Hackethal, Vincent Lindner und Raimond Maurer zeigen im SAFE Policy Letter No. 107 Reformoptionen auf und plädieren für eine schnelle Umsetzung. Ebenso fehlt eine nationale Strategie für finanzielle Bildung. Dabei sei diese „ein Schlüsselfaktor für die Stärkung individueller Altersvorsorgekompetenzen“, so die Autoren. 

Neue Schulden: Sichere Anleihen sind wichtig für die Stabilität der europäischen Finanzmärkte

Mit der Ankündigung eines Sondervermögens und der partiellen Aussetzung der Schuldenbremse ist der Kapitalmarktzins für deutsche Staatsanleihen angestiegen und löste eine erneute Debatte über die Schuldentragfähigkeit aus. Diese Debatte blendet jedoch oft die Rolle deutscher Staatsanleihen als sichere Vermögenswerte („Safe Assets“) aus. Eine zu strikte Begrenzung der Staatsverschuldung führt zu einer künstlichen Verknappung dieser essenziellen Finanzmarktinstrumente und schwächt Deutschlands Position als wirtschaftlichen Anker Europas. Ein aktueller Blog analysiert, wie die Knappheit deutscher Staatsanleihen die Finanzmärkte negativ beeinflusst und welche wirtschaftlichen Risiken daraus gerade in Krisenzeiten entstehen. Fehlen diese sicheren Vermögenswerte, greift der europäische Finanzmarkt auf amerikanische Staatsanleihen zurück. Europa importiert so US-Staatsschuldenrisiken, während die Sicherheitsprämie dem amerikanischen statt dem deutschen Steuerzahler zugutekommt. Florian Heider und Jonas Schlegel plädieren daher für eine Reform der Schuldenpolitik, die eine gezielte Emission sicherer Anleihen ermöglicht. 


Alle Policy Letter und der Blogbeitrag sind hier verfügbar.