12 Mar 2020

Coronavirus: Neue Bankenkrise verhindern

Gezielte Maßnahmen auf europäischer Ebene müssen einer Ansteckung des Finanzsektors entgegenwirken

Die europäischen Staaten und Institutionen sollten Unternehmen, die vom neuen Coronavirus Covid-19 wirtschaftlich betroffen sind, gezielt mit Liquidität unterstützen. Einem Forderungspapier mehrerer internationaler Finanzexperten rund um das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE in Frankfurt zufolge könnten die durch virusbedingte Geschäftsausfälle hervorgerufenen Liquiditätsengpässe in der Realwirtschaft andernfalls eine neue Bankenkrise hervorrufen. Allein koordinierte fiskalpolitische Maßnahmen könnten die Ausfallrisiken der Banken reduzieren und somit das Finanzsystem stabilisieren. Geldpolitische Maßnahmen der Zentralbanken hingegen werden kaum Liquiditätsengpässe bei Firmen verhindern.

Das Coronavirus wirkt sich substantiell auf wirtschaftliche Aktivitäten weltweit aus. In einem SAFE Policy Letter weisen die Autoren darauf hin, dass drohende Firmeninsolvenzen zunehmend die Banken als Kreditgeber belasten. Um die Risiken der Banken zu reduzieren, sollten die Staaten zügig Maßnahmen ergreifen, um Insolvenzen während der Corona-Epidemie zu verhindern. Zu den Autoren gehören Arnoud Boot (Universität Amsterdam), Elena Carletti (Universität Bocconi und Florence School of Banking and Finance), Rainer Haselmann (Goethe-Universität Frankfurt), Hans-Helmut Kotz (Harvard Center for European Studies und SAFE), Jan Pieter Krahnen (SAFE), Loriana Pelizzon (Goethe-Universität Frankfurt und SAFE), Stephen Schaefer (London Business School) und Marti Subrahmanyam (New York University, Stern Business School).

Jenseits einzelstaatlicher Maßnahmen, ist ein gemeinsam koordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene entscheidend, um zu verhindern, dass die Märkte das Vertrauen in die Stabilität von Banken verlieren, vor allem in EU-Staaten mit geringem fiskalischen Spielraum. Die Ursache für die derzeitige Krise liege im Gegensatz zur Euro-Krise von 2011 nicht in den Finanzmärkten; daher sei das Risiko, dass fiskalische Maßnahmen zu Fehlanreizen bei Banken oder Staaten und somit zu schädlichem Verhalten in der Zukunft führen, gering, so die Experten. Sie empfehlen zielgerichtete Aktionen auf europäischer Ebene, zum Beispiel nach dem Vorbild des deutschen Kurzarbeitergeldes. Außerdem sollten supranationale europäische Finanzinstitutionen wie die Europäische Investitionsbank oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung eine wichtige Rolle bei der Unterstützung betroffener Firmen während der Krisenphase übernehmen.


SAFE Policy Letter No.78: The Coronavirus and Financial Stability