06 Feb 2017

Central Counterparties: Die Spannung zwischen Wettbewerb und Finanzstabilität

Neue SAFE Lunch Time Series in Brüssel: Udo Franke, Jakob von Weizsäcker und Jan Pieter Krahnen diskutieren die Vorteile und Risiken von CCPs

Mit einer Auftaktveranstaltung zum Thema „Central Counterparties: The Tension between Competition and Financial Stability” startete das SAFE Policy Center am 1. Februar eine neue Veranstaltungsreihe in Brüssel. Die Reihe „SAFE Lunch Time Series“ soll den Austausch zwischen Vertretern aus Politik, Aufsicht, Wissenschaft und Praxis zu aktuellen Themen fördern. Sie wird in unregelmäßigen Abständen in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel stattfinden.

Im Zuge des G-20 Treffens 2009 wurden in Europa und den USA neue Regulierungsvorschriften erlassen, die Marktteilnehmer verpflichten, standardisierte OTC („over the counter“) Derivate über zentrale Gegenparteien (CCPs) abzuwickeln. Diese neuen Vorschriften steigerten die Bedeutung und systemische Relevanz von zentralen Gegenparteien für die Finanzmärkte deutlich. Auf der einen Seite fördern zentrale Gegenparteien die Finanzstabilität, indem sie Ansteckungseffekte reduzieren. Auf der anderen Seite kann die Abhängigkeit von zentralen Gegenparteien aber auch zusätzliche Systemrisiken mit sich bringen.

Vor diesem Hintergrund diskutierten Udo Franke (Bundesministerium der Finanzen), Jakob von Weizsäcker (Mitglied des Europäischen Parlaments) und Jan Pieter Krahnen (SAFE und Goethe-Universität Frankfurt). SAFE-Direktor Krahnen gab zunächst einen Überblick über das Thema und erläuterte die Vor- und Nachteile von zentralem Clearing für die Finanzmärkte. Er unterstrich dabei die Bedeutung von Wettbewerb und angemessener Überwachung von CCPs (für mehr Details zu seiner Position siehe SAFE White Paper No. 41).

Jan Kunde (Single Resolution Board) moderierte die nachfolgende Paneldiskussion. Zunächst wurden hier die positiven Auswirkungen zentraler Gegenparteien auf die Finanzmarktstabilität betont. Auch wurde die Ansicht vertreten, dass die aktuellen Regulierungsvorschriften für zentrale Gegenparteien bereits sehr streng seien und ausreichten, um die Systemrisiken durch CCPs kontrollierbar zu machen. Somit bestünde kein Bedarf, die regulatorische Rahmenordnung nationaler Aufsichtsbehörden anzupassen.

Auf der anderen Seite wurde die Forderung erhoben, dass externe Effekte nationaler finanzpolitischer Entscheidungen eine größere Rolle in der öffentlichen Diskussion über CCPs spielen sollten. Die Diskussion über eine einheitliche europäische Aufsichtsbehörde solle neu angegangen werden, um diesen negativen Effekten für andere Mitgliedsstaaten Rechnung zu tragen, insbesondere angesichts großer grenzüberschreitender Wechselwirkungen in der EU.

Jan Pieter Krahnen hob hervor, dass eine staatliche „Bailout“-Garantie für CCPs notwendig sein könnte, um auch für den unwahrscheinlichen Fall eines Preisschocks, der den aktuellen CCP-Sicherheitspuffer übersteigt, Finanzstabilität zu gewährleisten. Laut Krahnen sollte dieses Szenario angesichts möglicher „Runs“ auf zentrale Gegenparteien und dem konzentrierten Engagement von Clearingmitgliedern in bestimmten Anlageklassen nicht komplett außer Acht gelassen werden.