22 Sep 2021

Bundestagswahlen 2021 – Finanzmarktstabilität muss Priorität haben

Leibniz-Institut SAFE nennt Prioritäten im Finanzbereich für die politische Arbeit einer neuen Bundesregierung

Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE betonen vor dem Hintergrund von Klimawandel und Digitalisierung, dass für die zukünftige Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2021 die Punkte Green Finance und Finanzstabilität auf der Agenda stehen. Hinzu kommen die Vollendung der Banken- und die Schaffung einer Kapitalmarktunion in Europa, insbesondere auch um bei der Altersvorsorge tragfähige Standards zu schaffen. Diese Punkte sind im Einzelnen in einem aktuellen SAFE Policy Letter zusammengefasst.

„Aus der Perspektive unseres Institutsauftrags, einer nachhaltigen Architektur für Finanzmärkte in Europa, sehen wir dringenden Handlungsbedarf bei der Sicherung globaler Gemeinschaftsgüter wie des Klimas und bei der Transformation unseres Finanzsystems“, sagt SAFE-Direktor Jan Pieter Krahnen. Konkrete Ansatzpunkte sind laut SAFE Policy Letter, den Krahnen und weitere Forschende bei SAFE verfasst haben, ordnungs- und finanzmarktpolitische Maßnahmen. So würden bisherige Inhalte grüner Finanzpolitik auf die Anlageentscheidung von privaten Haushalten, Investmentfirmen und Versicherungen abzielen, dabei aber ins Leere laufen. „Das Ziel sollte umfassende Transparenz bei klima-ökologischen Beiträgen einzelner Firmen oder Produkte sein, damit die Menschen bei Konsum und Investitionen ihr Verhalten danach ausrichten können“, so Krahnen.

Europäische Projekte wie die Kapitalmarktunion für die Altersvorsorge nutzen

Daneben gilt es aus Sicht des SAFE-Teams, den Wandlungsprozess hin zu einem mehr und mehr digital getriebenen Finanzsystem per Gesetzgebung und Aufsicht so zu steuern, dass künftigen Krisen besser begegnet werden kann. Dazu zählt auch die Frage, wann welche Regulierungen auf Innovationen wie digitale Privat- und Zentralbankwährungen anzuwenden sind. „In einem neuen Finanzsystem sind Banken möglicherweise nicht mehr die wichtigsten Akteure – diese Rolle können auch Handelsunternehmen oder webbasierte Plattformen übernehmen“, erläutert Krahnen.

Ein gemeinsames europäisches Finanzsystem kann dabei nur entstehen, wenn das Projekt Bankenunion abgeschlossen wird, heißt es in dem SAFE Policy Letter. Mit Blick auf Finanzstabilität ermögliche eine vollendete Bankenunion nicht nur die Restrukturierung nationaler Schulden. Auch die Konzentrationsrisiken von Staatsanleihen im Bestand von Geschäftsbanken ließen sich minimieren, was den „Doom Loop“ aus maroden Geldhäusern und Staaten durchbrechen könnte.

„Eine ähnliche politische Hochleistung wird auch bei der Schaffung eines europäischen Kapitalmarktes benötigt“, schreiben die SAFE-Wissenschaftler:innen weiter. Bestandteil eines solchen integrierten Kapitalmarktes ist demzufolge eine gemeinsame europäische Wertpapiermarktaufsicht. Eine Kapitalmarktunion in Europa käme schließlich auch dem deutschen Rentensystem zugute: „Sowohl die Neuausrichtung der staatlich geförderten Altersvorsorge als auch die Novellierung der gesetzlichen Rente können von einem europäischen Kapitalmarkt profitieren“, erklärt Jan Krahnen. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Umlagefinanzierung der Rentenversicherung um eine automatische Aktienrente ergänzt würde.

Der SAFE Policy Letter No. 91 zum Dowload


Pressekontakt:

Felix Kretz
Leitung Kommunikation
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